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Münster: Stadtgeschichte

Münster: Am Prinzipalmarkt © goruma (V. Koppenwallner)

„Von allen Städten Westfalens ist Münster die vornehmste, ja in ganz Deutschland gibt es keine, die ihr darin gleichkommt."(Ricarda Huch)

Stadtgründung
An der Stelle, an der sich der heutige Münster’sche Domplatz befindet, existierte etwa ab dem 6. Jahrhundert eine kleine sächsische Siedlung, die den Namen Mimigernaford trug. Der friesische Missionar Liudger (auch Ludgerus) gründete 793 an der Furt über die Münstersche Aa ein Kloster. Vom lateinischen Wort für Kloster (= monasterium) leitete sich auch der heutige Name der Stadt Münster her. Papst Leo III. rief 799 bei seinem Treffen mit Kaiser Karl dem Großen (neben den drei anderen Diözesen Osnabrück, Minden und Paderborn) das Bistum Münster ins Leben. Liudger wurde im Jahre 805 im Kölner Dom zum ersten Bischof der Stadt geweiht und die vormalige Siedlung erhielt den Stand einer Stadt (civitas). Um dieselbe Zeit begann man auch mit dem Bau am ersten Dom der Stadt. Das Jahr 793 gilt als das offizielle Gründungsjahr der Stadt.

Stadtrecht und Mitgliedschaft in der Hanse

1170 erhielt Münster das Stadtrecht. Die ungefähr 4 Kilometer lange Befestigungsmauer wurde zur gleichen Zeit gebaut und im 14. Jahrhundert vergrößert sowie verstärkt. Münster, die damals flächengrößte Stadt Westfalens, war zwischen 1358 und 1454 Mitglied der Hanse und ab 1494 sogar westfälische Vorhut dieses vertragslosen Verbundes von Städten, dem im Laufe ihrer Geschichte insgesamt etwa 200 größere und kleinere Orte angehörten. Der letzte Hansetag fand übrigens 1669 in Lübeck statt. Zur damaligen Zeit waren nur noch Bremen, Braunschweig, Danzig, Hamburg, Hildesheim, Köln, Lübeck, Osnabrück und Rostock in der Hanse vertreten. Auf diese Funktion in der Hanse ist auch der Bedeutungszuwachs zurückzuführen, den Münster damals für sich verbuchen konnte.

Das Täuferreich von Münster

Das Jahr 1534 markierte den Beginn des so genannten Täuferreiches von Münster, wobei die Münsterschen Täufer die Stadt als ihr Neues Jerusalem betrachteten. Dieses Königreich Zion wurde im September 1534 von Jan van Leyden proklamiert, der sich selbst zum König ausrief und innerhalb der Stadt ein autoritäres und extrem intollerantes Regime installierte. Im Juni 1535 sendete der Bischof Franz von Waldeck Truppen zu der belagerten und ausgehungerten Stadt und nahm diese ein. Dabei wurden etwa 650 Täufer getötet. Während die Prediger Bernd Rothmann und Heinrich Krechting der „christlichen“ Rache des Bischofs entkommen konnten, wurden die anderen führenden Täufer, darunter auch Jan van der Leyden - ganz im christlichen Sinne des "Liebe deine Feinde" - bestialisch zu Tode gefoltert. Bernd Krechting, Bernd Knipperdolling und Jan van Leyden wurden nach ihrem Martertod in eisernen Körben an den Turm der Lambertikirche gehängt. Die originalen Körbe kann man dort noch immer hängen sehen. Im Jahr 1628 wurden dann die letzten Protestanten aus Münster vertrieben.

Der Frieden von Münster (Westfälischer Frieden)

Im Jahre 1648 war Münster (neben Osnabrück) Ort der Verkündung des Westfälischen Friedens. Durch dieses wichtige Friedenswerk wurde der Dreißigjährige Krieg beendet, der so unendliches Leid über Mitteleuropa und v.a. Deutschland gebracht hatte. Teil des Westfälischen Friedens war auch der Friede von Münster, der den Achtzigjährigen Krieg zwischen Spanien und der Republik der Sieben Vereinigten Niederlande Holland, Zeeland, Groningen, Utrecht, Friesland, Gelderland und Overijssel beilegte. Dieser Frieden wurde von 1646 bis 1648 in Münster ausgehandelt und regelte, dass die genannten sieben Provinzen aus dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation ausscheiden durften. Mithin wurde die 1579 geschaffene Republik der Sieben Vereinigten Niederlande international anerkannt. Trotz des Westfälischen Frieden aber ging der Kampf um die Unabhängigkeit Münsters weiter und kulminierte in dem Versuch, die Stadt zur Freien Reichsstadt zu machen. Der daraus resultierende Konflikt des Bürgertums mit dem kirchlichen Landesherrn endete in der offenen Konfrontation. Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen konnte nach einer achtmonatigen Belagerung Münster 1661 einnehmen und entzog der Stadt zeitweise all ihre Rechte. Der letzte Fürstbischof starb übrigens 1801.

Münster zwischen Frankreich und Preußen

1802 wurde Münster vom preußischen General Gebhard Leberecht von Blücher besetzt, wobei diese militärische Maßnahme erst 1803 durch den Reichsdeputationshauptschluss Legitimation fand. Allerdings eroberten im Jahre 1806 die Soldaten Napoléon Bonapartes die Stadt und besetzten sie. Preußische und russische Truppen vertrieben die Franzosen im Jahre 1813 aus Münster, und die Stadt gehörte auf Grund eines Beschluss des Wiener Kongresses von 1815 offiziell zum Königreich Preußen. Sie diente fortan als Provinzialhauptstadt der preußischen Provinz Westfalen. Dies galt bis 1946. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es auch in Münster im Zuge der Industrialisierung zu einem enormen wirtschaftlichen Aufschwung. Gleichzeitig dehnte sich die Stadt durch zahlreiche Eingemeindungen der Umlandgemeinden aus und konnte im Jahre 1915 zur Großstadt (über 100.000 Einwohner) werden. Im Jahr 1907 verlieh Kaiser Wilhelm II. der Universität den Namen Westfälische Wilhelms-Universität.

Münster in der Zeit der Weltkriege

Interessant ist zu erwähnen, dass im Laufe des Esten Weltkrieges in Münster der so genannte Butterkrieg ausbrach. Dabei wehrten sich die Münsteraner gegen den mit der extremen Unterversorgung einhergehen Wucher der Großhändler und Bauern der Umgebung.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieg wurde auch in Münster am 9. November 1918 die Republik ausgerufen. Nach dieser Proklamataion setzte man auf dem Hindenburgplatz einen Soldatenrat ein, der indes schon wenige Monate später durch General Oskar von Watter entmachtet werden konnte. Mit der einsetzenden Herrschaft der Nationalsozialisten wurde Münster zum Sitz der Leitung des Gaus Westfalen-Nord. Zudem hatte die Ordnungspolizei dieses Gaus ihren Sitz in der Stadt. Sie war mit ihren etwa 200.000 Unterstellten maßgeblich am Massenmord v.a. an Sinti, Roma, Juden und Homosexuellen beteiligt. Einer der bekanntesten Münsteraner, die sich im Widerstand gegen das Hitler-Regime ausgezeichnet haben, war Clemens August Graf von Galen. Er war als Löwe von Münster bekannt und 2005 seliggesprochen worden. Auch der bekennende Pastor Martin Niemöller begehrte als evangelischer Theologe mutig gegen den Nationalsozialismus auf.
Wie viele deutsche Städte wurde auch Münster im Zweiten Weltkrieg von alliierten Luftbombardements stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Stadt gehörte sogar zu den am stärksten zerstörten deutschen Städten überhaupt. Infolge britischer Bombenangriffe gingen etwa 90% der historischen Altstadt und etwa 63% der gesamten Stadt in Schutt und Asche auf.

Münster nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart

Im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Großstädten wurde ein großer Teil der im Krieg zerstörten Altstadt in den 1950er Jahren restauriert und liebevoll rekonstruiert. Dies ist auch dem Drängen der Münsteraner zu verdanken, die sich für ihre Stadt leidenschaftlich eingesetzt haben. Zwar hat man im Bereich einiger Viertel (bspw. Kuhviertel) Durchbrüche vorgenommen und moderne Straßen etabliert, doch ist größtenteils der mittelalterliche Stadtgrundriss erhalten geblieben.
Im Jahr 1975 fanden im Rahmen der kommunalen Neuordnung in NRW die größten Eingemeindungen in der Stadtgeschichte statt.
Der 18. Juni 1990 war ein weiterer historischer Tag in der Stadtgeschichte, als sich Hans-Dietrich Genscher und Eduard Schewardnadse im historischen Rathaus von Münster trafen und dort die wichtigen „Zwei-plus-Vier-Gespräche vorbereiteten. Diese Gespräche und der spätere Abschluss des gleichnamigen Vertragswerks haben die deutsche Wiedervereinigung erst ermöglicht. „Das war alles zerstört? Davon bemerkt man ja überhaupt nichts mehr“, soll der sowjetischer Außenminister Eduard Schewardnadse übrigens über die Münster’sche Innenstadt gesagt haben.

Im Jahr 1993 feierte Münster mit etwa 900 Veranstaltungen ein ganzjähriges Bürgerfest zum 1.200-jährigen Stadtjubiläum. Und im Jahr 2005 konnte die Stadt 1.200 Jahre Bistum Münster festlich begehen. In der jüngsten Vergangenheit wurde Münster mit unzähligen Preisen überhäuft. Zu diesen gehören der European Energy Award in Gold (2005) sowie Auszeichnungen als Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands (1991, 2004 und 2005), als Kinderfreundlichsten Stadt Deutschlands (2004) und sogar als Lebenswerteste Stadt der Welt in ihrer Kategorie (2004).




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