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Essen: Stadtgeschichte

In Werden, dem heutigen Stadtteil Essens, bestand ungefähr seit dem Jahre 799 ein Benediktiner-Kloster. Von diesem aus wurde die christliche Missionsarbeit unter den Sachsen im Harz betrieben. Die Geschichte der Stadt Essen hängt weiterhin eng mit der des Stiftes Astnithi zusammen, ein Damenstift, welches um das Jahr 850 von Altfried, dem späteren Bischof von Hildesheim, gegründet wurde. Der Name Essen leitet sich späterhin aus der Bezeichnung Astnithi, oder besser von deren lateinischer Umschrift Assindia her. Die erste Äbtissin des Stiftes, welches vor allem die adligen sächsischen Töchter der Herrscher aufnehmen sollte, war eine Verwandte von Altfried und hieß Gerswit.

Sie stand einer Einrichtung vor, die kein Kloster darstellte, sondern vielmehr eine Bildungsstätte, in der die unverheirateten Töchter und Witwen auch lebten. Die Beweise für die Anwesenheit eines Klosters und eines Stiftes verweisen eindeutig auf die bereits stark vorangeschrittene Christianisierung des gesamten Umfeldes. Die Stiftskirche, deren Bau 852 begonnen und 870 vollendet werden konnte, wurde im Jahre 946 mitsamt der errichteten Ansiedlung im heutigen Bereich Essen infolge eines verheerenden Brandes zerstört. Später wurde sie neu erbaut und erweitert, wobei das gegenwärtige Münster von Essen auf den Fundamenten dieses mittelalterlichen Sakralbaus steht. Der lothringische König Zwentibold vermachte im Jahre 898 dem Stift Assindia linksrheinische Besitzungen. Somit steigt das Stift zu einem bedeutenden Landbesitzer auf. Mit dem Jahre 971 wird Mathilde, eine Enkelin des deutschen Kaisers Otto I., die Äbtissin des Damenstiftes und leitet es für die nächsten 40 Jahre. Sie gilt als wohl bedeutendste Leiterin und fügte dem Essener Domschatz unglaubliche Kostbarkeiten hinzu.

Für das Jahr 1003 wird Essen zum ersten Mal als Stadt erwähnt und erhält 38 Jahre später das Marktrecht. Im Jahre 1216 wird dem Stift durch Friedrich II., dem Sohne Kaiser Heinrichs VI., die Position als Fürstensitz bestätigt. Die Äbtissin wird also zur Reichsfürstin. Konrad von Hochstaden, der Erzbischof von Köln, marschierte im Jahre 1244 in die Stadt ein und entmachtet de facto die Äbtissin des Damenstiftes. Von ihm wird eine Mauer um die Stadt gezogen. Erst jetzt wird Essen zur richtigen Stadt mit eigenem Siegel, eigener Befestigung und eigenem Stadtrecht. Es entwickelte sich ein starkes Bürgerbewusstsein bei den Einwohnern.

Die folgenden Jahrhunderte waren geprägt von den Auseinandersetzungen um die Verwaltung der Stadt. Hatte 1290 noch der König Rudolph der Fürstäbtissin die Landesoberheit über die Stadt bestätigend zuerkannt, wurden etwa 40 Jahre später (1336) Bemühungen unternommen, die Reichsunmittelbarkeit zu erhalten. In diesem Jahr versuchte die Bürgerschaft der wachsenden Stadt die Selbstverwaltung für sich zu sichern und sie dem Stift zu entziehen. 1372 sprach Kaiser Karl IV. der amtierenden Äbtissin Elisabeth von Nassau die Oberhohheit zu, doch schon fünf Jahre später bekam Essen vom selben Kaiser den Status einer freien Reichsstadt zuerkannt. Der Streit um die administrative Regierung der Stadt hielt weiterhin an und endete erst mit der Reformation bzw. endgültig mit der Auflösung des Damenstiftes im Jahre 1803.

Die Tätigkeiten im Essener Bergbau begannen im selben Jahrhundert und mit dem Zugeständnis an die Fürstäbtissin, Bodenschätze zu fördern. Das war 1349. Ab 1354 widmete man sich dem Silber, ab 1371 der Kohle. Das wohl erste Kohlebergwerk kann für das Jahr 1450 nachgewiesen werden. Ab 1563 war die Stadt Essen Anhänger der reformatorischen Entwicklungen in Deutschland und wurde nun mehrheitlich evangelisch bzw. lutherisch. Hauptkirche wurde die aus dem 11. Jahrhundert stammende Marktkirche.

Ab 1570 fiel Essen als Stadt des Büchsenhandwerks auf: So wurden 1620 in der Schmiede der Stadt mehr als 14.000 Gewehre und Pistolen gefertigt. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts erhielt Essen die Bezeichnung, mit der man es für die nächsten Jahrhunderte immer wieder verband. Die Stadt wurde zur Waffenschmiede. Noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges hatten die gigantischen Buchstaben gegenüber dem Hauptbahnhof verkündet, dass man sich hier in Essen befand, der Waffenschmiede des Reiches.

Der Streit zwischen der nun lutherischen Stadt und dem katholischen Damenstift um die Herrschaft in der Stadt wurde im Rahmen des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) wieder aufgegriffen - diesmal mit Gewalt. 1623 wurden die Spanier auf Geheiß der Äbtissin Maria Clara nach Essen geholt, um gegen die abtrünnige Stadt gewaltsam vorzugehen. Dieses Unterfangen kulminierte 1624 in das so genannte Rekatholisierungsgesetz, durch das die Bürger in ihrer Religiosität kontrolliert wurden. Vier Jahre später erhoben die Bürger gegen dieses Gesetz vor dem Reichskammergericht Klage. Die Holländer kamen als nächstes nach Essen und eroberten die Stadt im Jahre 1629, wobei Maria Clara nach Köln floh und im Sommer 1631 zurückkehrte. Ein paar Wochen später endete ihr Versuch, die Stadt zu rekatholisieren. Den gesamten Großen Krieg muss die Stadt als harte Belastung erfahren, zumal auch lange nach dem Westfälischen Friedensschluss im Jahre 1648 noch Truppen in der Stadt und von ihr lebten. Erst 1650 wurde sie endgültig geräumt.

Im frühen 19. Jahrhundert trat der Name in Erscheinung, der bis heute mit Essen verbunden geblieben ist: Krupp. Obwohl die Mitglieder der Familie dieses Namens mindestens seit dem 16. Jahrhundert Bürger der Stadt waren und schon recht bald hohe Ämter innehatten, trat ihre Bedeutung erst 1811 hervor, als Friedrich Krupp in der Stadt eine Fabrik für Gussstahl gründete und den Bewohnern der Ruhr-Stadt dadurch vielerlei Beschäftigung bot. Waren anfangs noch Umsatzeinbußen zu verzeichnen, etablierte sich die Fabrik schnell und stellte bald einen der Hauptgründe für das einsetzende Bevölkerungswachstum in der Stadt dar. 

Seit 1896 gehörte Essen zu den deutschen Großstädten, denn in diesem Jahr überstieg die Einwohnerzahl die 100.000-Grenze. Bis 1905 hatte sich die Einwohnerzahl auf 230.000 und bis 1925 wiederum auf 470.000 verdoppelt. Das Stadtgebiet von Essen wuchs seit Beginn des 20. Jahrhunderts durch Eingemeindungen umliegender Dörfer und Städte. Diese Entwicklung hatte ihren ersten Höhepunkt im Jahre 1929, als der gesamte Landkreis Essen aufgelöst wurde und die ihn ausmachenden Gemeinden in die Stadt Essen eingegliedert wurden. Den zweiten Hochpunkt der Eingemeindungen erreichte Essen erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als 1970 Altendorf sowie 1975 Kettwig eingemeindet wurden.

Heute ist die Stadt Sitz einiger der größten deutschen Konzerne wie z.B. Deichmann oder Degussa. Die alten Krupp-Zeiten sind seit 1967 vorbei, selbst wenn Krupp (auch nach der Fusion mit Thyssen) in Essen noch einige Tochterniederlassungen stehen hatte. Allerdings laufen gegenwärtig Planungen der Krupp-Thyssen-AG, die Hauptniederlassung erneut nach Essen zu verlegen. Essen ist darüber hinaus auch Ausstellungsort vieler Messen, Sitz des Westdeutschen Rundfunks (WDR) und Bildungsgebiet mit einer eigenen Universität.




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