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Edingurgh: Stadtgeschichte
Der Ursprung der heutigen schottischen Hauptstadt Edinburgh liegt noch immer weitgehend im Dunkeln. Man geht davon aus, dass der heutige Castle Rock, der Vulkanfelsen mit seinen drei vertikalen Hängen eine natürliche Verteidigungsstätte darstellte und somit der Grund für die Erstbesiedelung des Ortes war. Die ersten Spuren einer Besiedlung stammen aus der Zeit um 850 v. Chr. Um 450 ließen sich schließlich die Pikten, ein keltischer Stamm, auf dem Burgfelsen nieder. Zu dieser Zeit lebten auch die Briten, ein weiterer keltischer Stamm in Nordbritannien. Im 6. Jahrhundert kamen die Skoten, ein dritter keltischer Stamm von Nordirland nach Schottland und errichteten das Königreich Dalradia. Um das Jahr 700 rückten schließlich die Northumberöand-Angeln nach Norden vor und kolonisierten den Südosten von Schottland. König Edwin zerstörte die dort bestehende kleine Siedlung und errichtete auf dem Castle Rock eine Festung, die Edwinesburh nannte. Bis 1018 diente diese Festung den Schotten als südlicher Vorposten. Dies konnte jedoch nicht verhindern, dass die Engländer die Stadt sieben Mal plünderten.
Im 11. Jahrhundert begannen die Märkte am Fuße der Festung zu wachsen und das eigentliche Wachstum von Edinburgh begann. Mit diesem Wachstum setzen auch erst die verlässlichen Kenntnisse zur Geschichte der Stadt ein. Um 1100 ließ der schottische König Malcolm III. Canmore eine Burg auf dem Felsen der Bucht Firth of Forth erbauen. Sein Sohn, David I. gründete 1124 auf dem Burgfelsen die Augustinerabtei Holyrood. Diese beiden Gebäudekomplexe garantierten Sicherheit und Wohlstand und sorgten dafür, dass sich zwischen ihnen bald eine kleine Stadt entwickelte. Jedoch kam es bald zu kriegerischen Auseinandersetzungen in der Region: Edinburgh wurde im 13. und 14. Jahrhundert mehrere Male belagert, angegriffen und teilweise zerstört. Mitte des 15. Jahrhunderts begann die Stadt, sich allmählich von diesen Rückschlägen zu erholen und gewann immer mehr Bedeutung, wobei die Städte Perth und Dunfermline schließlich in den Hintergrund rückten. 1450 wurde Edinburgh befestigt und die erste Stadtmauer errichtet: sie umfasste die Altstadt und das Gebiet um den Grassmarket. Dieses Gebiet war relativ klein und besonders gut zu verteidigen. Der Wohnraum wurde mit der steigenden Einwohnerzahl jedoch immer knapper, so dass man gezwungen war, Häuser mit bis zu 12 Stockwerken zu errichten.
Das Goldene Zeitalter von Edinburgh brach an: Das College of Surgeons (dt. Chirurgische Fakultät) wurde gegründet und der Buchdruck eingeführt. Mit dem Tod von James IV. in der Schöacht von Flodden im Jahr 1513 endete jedoch diese Blütezeit. Heinrich VIII. von England wollte die Heirat zwischen seinem Sohn und Mary Stuart, der Königin der Schotten erzwingen, scheiterte jedoch, weil man Mary nach Frankreich schickte, wo sie den Dauphin heiratete. Abermals gelang es den Engländern, Edinburgh zu plündern, woraufhin die Schotten Frankreich um Beistand baten. Während des Exils der schottischen Königin in Frankreich kam es zu weiteren politischen und religiösen Unruhen im Land: Edinburgh wurde von den Wirren der Reformation erfasst. Die Schotten sympathisierten mit den Ideen der Reformation.
1655 kehrte John Knox aus dem Exil zurück und seine calvinistische Lehre fiel auf fruchtbaren Boden. Fünf Jahre später gründete das schottische Parlament eine protestantische, von Rom unabhängige Kirche, die die Autorität des Papstes und die lateinische Messe ablehnte. Zusätzlich kam es zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Maria Stuart und ihren Gegnern, von denen Edinburgh nicht verschont blieb. Dennoch entwickelte sich die Stadt zusehends weiter, wenn auch immer stark begrenzt durch die geographischen Gegebenheiten: das Stadtgebiet konnte sich durch die steil abfallenden Felsen und den großen See am Fuße des Burgfelsens kaum ausdehnen, so dass Edinburgh immer dichter werden musste und weiter in die Höhe wuchs. Man errichtete schmale, hohe Häuser auf engstem Raum und es herrschte ein lebhaftes Treiben in den engen Gassen.
Das Jahr 1603 brachte für Edinburgh einen drastischen Einschnitt mit sich: König James VI. von Schottland bestieg den englischen Thron und verlegte seinen Hof von Edinburgh nach London und die Stuarts ignorierten Edinburgh. Bald darauf kam es zu religiösen Meinungsverschiedenheiten zwischen Schottland und England, die einen Bürgerkrieg auslösten. 1633 versuchte Karl I., eine Episkopalverfassung einzuführen, was zur Bildung des National Covenant und weiteren religiösen Unruhen führte. Schließlich endeten die Auseinandersetzungen mit dem Sieg der Presbyterianer. Auch ohne das Herrscherhaus Stuart entwickelte sich Edinburgh weiter, 1707 kam es jedoch schließlich zur Vereinigung Schottlands mit England zum Königreich Großbritannien. Edinburgh verlor von nun an zusehends an Bedeutung und Prestige.
Im 18. Jahrhundert erlebten Wissenschaft und Kunst in der Stadt eine neue Blüte: Philosophen, Dichter und Maler kamen in die Stadt und die schottischen Ärzte gelangten durch ihre Forschungsarbeit und Erfindungen zu weltweitem Ruhm. Zur selben Zeit traf der Edinburgher Stadtrat die Entscheidung, einen neuen Stadtteil am Fuße des Burgfelsens zu errichten. Daraufhin entwässerte man die Ebene und unter der Leitung des berühmten Architekten James Craig entstand die New Town von Edinburgh. Viele der bedeutendsten Architekten der damaligen Zeit entwarfen die neuen Gebäude. Die Bevölkerung wuchs weiter an, ebenso das schottische Nationalbewusstsein: die schottischen Philosophen der Aufklärung distanzierten sich immer mehr von England.
Es sei erwähnt, dass der schottische Professor für Geburtshilfe Sir James Young Simpson (1811-1870) im Jahr 1847 in Edinburgh das erste Mal Chloroform als Narkosemittel in die Medizin einführte. Im 19. Jahrhundert zählte Edinburgh nach einem explosionsartigen Bevölkerungswachstum bereits 400.000 Einwohner. Viele Iren waren vor den Hungersnöten in ihrem Land geflohen und in die Mietshäuser der Altstadt gezogen. In der Neustadt errichtete man einen neuen Ring aus Straßenzügen und Plätzen, außerdem entstanden unzählige Arbeiterreihenhäuser. Um 1830 kam es jedoch zu einem abrupten Ende der Blütezeit Edinburghs: die Literaten, Künstler und Philosophen wanderten nach London ab und die kulturelle und städtebauliche Bedeutung Edinburghs beschränkte sich plötzlich auf Schottland, woran auch die fortschreitende Industrialisierung nichts zu ändern vermochte. Im 20. Jahrhundert begann die Umsiedlung der Bewohner der Elendsviertel in neue Sozialbauten, deren massive soziale Probleme jedoch noch heute zu spüren sind.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang es Edinburgh, langsam aber sicher wieder an Bedeutung zu gewinnen und das kulturelle Leben der Stadt erwachte zu neuer Blüte. Im Jahr 1974 wurden erstmalig das Edinburgh International Festival und das Festival Fringe veranstaltet und die University of Edinburgh gewann in den Bereichen Medizin, Elektronik und künstlicher Elektronik an Prestige und wurde zur Lehr- und Forschungseinrichtung von internationalem Rang. In den 60er und 70er Jahren wurden Erschließungspläne entwickelt, die zu einem irregeleiteten Abriss mehrerer Teile von Edinburgh führten. Demzufolge bildete sich eine Denkmalschutzbewegung und 1995 wurden Old - und New Town von Edinburgh ins Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen.
Im Jahr 1997 gewann die Labour Partei die Wahlen und das zweite Referendum über die Frage nach der Einrichtung eines schottischen Parlaments war schließlich erfolgreich: 1999 tagte das schottische Parlament erstmalig wieder in Edinburgh. Die Kosten für den Bau des neuen Parlamentsgebäudes stiegen aufgrund von politischen Machenschaften ins Unermessliche, mittlerweile ist jedoch der spannende Prozess der Devolution, der Übertragung der parlamentarischen Gewalt, mit einem zufrieden stellenden Ergebnis für Edinburgh abgeschlossen. Die Stadt präsentiert sich seinen Besuchern heute mit einem neuen, starken Bewusstsein für seine Bedeutung.
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