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Charkiw: Stadtgeschichte
Charkiw, die zweitgrößte Stadt der Ukraine, ist ein Kind des Jahres 1654. Damals wurde zwischen den beiden Flüssen Charkiw und Lopan eine Festung errichtet, um die Südgrenzen Russlands zu verteidigen. Diese Festung nannte man Charkiw. Der Stadtname bezieht sich auf den Fluss, doch kann er auch auf Sharuk-Khan zurückgehen, die einstige Hauptstadt der Kumanen. Diese ist im 13. Jahrhundert verfallen, soll aber an der Stelle gelegen haben, an der auch die Festung Charkiw erbaut wurde. Charkiw kann auch auf den Kosaken Charko zurückgehen, den sagenumwobenen Gründer von 1656.
Wer lebte damals in Charkiw, also in der Burg und den angrenzenden Niederlassungen? Es waren vor allem Soldaten. Sie sollten die Stadt vor den Tataren schützen. In Zeiten des Friedens gingen sie Ackerbau und Handwerk nach. So in etwa ging es noch lange weiter, bis Charkiw zum ausgehenden 18. Jahrhundert die Bedeutung als Festung verlor und von 1765 an die Funktion eines administrativen Gouvernement-Zentrums übernahm. Auf wissenschaftlichem Gebiet erlangte Charkiw größere Aufmerksamkeit durch die Gründung der Universität Charkiw, an der auch zahlreiche deutsche Dozenten beschäftigt waren. Aber auch auf ökonomischem Felde wuchs Charkiw, nachdem zum Ende des 19. Jahrhunderts Eisenbahnen gebaut und Kohle und Eisenerz gewonnen wurde. Charkiw wurde so zu einem wichtigen Industrie- und Handelszentrum.
Zwischen 1917 und 1920 wurde auch Charkiw vom tobenden Bürgerkrieg getroffen. Die Oppositionskräfte bekämpften sich beherzt in den Straßen der Stadt. Bereits im Januar 1918 hatte in Charkiw der erste Ukrainische Sowjetkongress getagt und die Ukraine zur Sowjetrepublik ausgerufen. Charkiw wurde schließlich auch zu ihrer (ersten) Hauptstadt. Diese Funktion verlor Charkiw im Jahre 1934, nachdem im Frühjahr 1933 eine katastrophale Hungersnot (= Holodomor) mehr als 45.000 Todesopfer gefordert hatte. Diese Tragödie war eine Folge der Poltik Josef Stalins. Seit 1934 nun ist Kiew die Hauptstadt der (Sowjetrepublik) Ukraine.
Charkiw war während des Zweiten Weltkrieges ein sehr stark umkämpftes Gebiet. Grund dafür war die wirtschaftliche und strategische Bedeutung der Stadt. Abgesehen von der verkehrstechnischen Wichtigkeit war Charkiw auch wichtiger Entwicklungsort von Kriegsindustrie. Dazu gehörte auch der berühmte T34, ein Panzer, der in/bei Charkiw erfunden und hergestellt worden war. Die damals viertgrößte Stadt der UdSSR wurde im Herbst 1941 von der deutschen Wehrmacht erobert. Die Folgen waren Terror und die Ermordung der Charkiwer Juden v.a. beim Massaker von Drobizki Jar. Nachdem bereits 1942 ein sowjetischer Rückeroberungsversuch gescheitert war (= Schlacht bei Charkow), konnte die Rote Armee schließlich 1943 die Stadt einnehmen. Bei den erbitterten Kämpfen wurden aber weite Teile Charkiws zerstört.
Im Laufe des Krieges wurden in Charkiw die Kriegsgefangenenlager 149 und 415 eingerichtet. Sie waren für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkrieges gedacht.
Heutzutage ist Charkiw die zweitgrößte Stadt der Ukraine – nach Kiew natürlich. Ihre mehr als 40 Universitäten und Hochschulen machen es zu einem der bedeutendsten Wissenschafts- und Bildungszentren des Landes. Mit den zahlreichen Theatern und Museen sowie der breiten Ansiedlung landeswichtiger Industrie ist Charkiw auch ein Knotenpunkt für Kultur und Wirtschaft. Im Jahre 2010 war Charkiw sogar die erste Stadt der gesamten Ukraine, die den Europapreis des Europarates entgegennehmen durfte. Geehrt wurden damit die lobenswerten Anstrengungen für den europäischen Integrationsgedanken.
Vom 8. Juni bis zum 1. Juli 2012 findet die 14. Fußball-Europameisterschaft statt - und drei Gruppenspiele davon in Charkiw.
Die EM 2012 wird von Polen und der Ukraine ausgerichtet. So hatte es das UEFA-Exekutivkomitee am 18. April 2007 in Cardiff beschlossen.
Für das sportliche Großereignis, an dem letztmalig 16 Mannschaften teilnehmen werden (ab 2016 dann 24), hatten sich auch Griechenland, die Türkei, Italien, Kroatien und Ungarn beworben. Die Spiele werden auf vier polnische und vier ukrainische Stadien aufgeteilt, wobei das Endspiel in Kiew stattfinden wird. Während Breslau, Danzig, Donezk und Warschau neue Stadien erhalten haben, wurden die Spielstätten in den anderen Städten erweitert und renoviert.
Zu den vier ukrainischen Spielstätten (Donezk, Kiew und Lemberg) gehört auch Charkiw. Dort werden drei Vorrundenspiele der Gruppe B ausgetragen. Gespielt wird im Oblast Sports Complex Metalist (auch einfach Metalist Stadion), einer multifunktionalen Sportstätte mit einer derzeitigen Kapazität von mehr als 38.660 Sitzplätzen.
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