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Geschichte der Stadt

Erste Besiedelungen und Stadtgründung

Als man zwischen 1995 und 1998 im Baufeld Süd des Braunkohletagebaus Schöningen gemeinsam mit Tausenden von Tierknochenresten die Schöninger Speere fand, konnte mit Hilfe dieser acht Holz-Wurfspeere aus der Altsteinzeit aufgezeigt werden, dass im Gebiet um das heutige Braunschweig bereits vor mindestens 270.000 Jahren menschliches Siedlungsleben existiert hat.
Viele Siedlungsfunde auf dem heutigen Braunschweiger Stadtgebiet gehen bis auf die Jungsteinzeit zurück. In der großen Zeit der Germanenstämme war Braunschweig aller Wahrscheinlichkeit nach von den Cheruskern und den Angrivariern besiedelt gewesen, wobei diese Stämme späterhin vertrieben oder unterworfen worden sind oder sich den Sachsen angeschlossen haben, die ab dem Jahre 500 die Region dominierten. 

Im 9. Jahrhundert entstanden zu beiden Seiten des Flusses Oker, welcher übrigens seit ungefähr 800 auch die Grenze zwischen den Bistümern Hildesheim und Halberstadt darstellte, die Siedlungen Dankwarderode und Brunswik. Da man der Braunschweigischen Reimchronik als historischer Quelle nicht unbedingt trauen kann, ist die Weiheurkunde der Magnikirche (1031) der erste urkundliche Beweis der Existenz der Stadt.

 

Braunschweig unter Heinrich dem Löwe

Braunschweig wurde ab dem 10. Jahrhundert von den Brunonen beherrscht, den Nachfahren des sagenhaften Stadtgründers Bruno.

Doch 1141 ging die Stadt mitsamt dem Herzogtum Sachsen an Heinrich den Löwen (um 1130 oder 1135 - 1195) über, den Herzog von Sachsen und Bayern. Heinrich der Löwe, 1195 in Braunschweig zu Grabe getragen, war ein mächtiger Reichsfürst aus dem Geschlecht der Welfen.

Als Heinrich III. war er von 1142 bis 1180 Herzog von Sachsen und als Heinrich XII. von 1156 bis 1180 Herzog von Bayern. Als einer der mächtigsten Reichsfürsten des gesamten 12. Jahrhunderts geriet er wiederholt in Konflikt mit dem Königshaus der Staufer. Für Braunschweig ist Heinrich so bedeutend, weil es sich unter seinem Einfluss zu einer einflussreichen Stadt entwickelte. Heinrich ließ sie nämlich zu seiner Residenz ausbauen. Außerdem ließ er den Braunschweiger Dom errichten und die Burg Dankwarderode erweitern.

Der Löwe, das Wappentier von Heinrich, wurde als Bronze-Abbild etwa im Jahre 1166 vor dem Braunschweiger Dom aufgestellt. Seither gilt dieser Braunschweiger Löwe als Wappentier und Wahrzeichen der Stadt. 

Heinrich ließ zudem das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg einrichten, dessen Name von den beiden größten Städten der Welfen kam und das 1269 geteilt wurde.

Am 4. Oktober 1209 wurde Braunschweig Kaiserstadt - es war der Tag der Kaiserkrönung von Otto IV. (), dem Sohn Heinrich des Löwen und einzigem Kaiser aus dem Haus der Welfen. Die Krönung wurde in Rom durch Papst Innozenz III. durchgeführt.

 

Städtische Unabhängigkeit und blühende Wirtschaft im Spätmittelalter

Braunschweig, das schon in der Mitte des 13. Jahrhunderts Mitglied der Hanse geworden war, erhielt die städtische Unabhängigkeit im Jahre 1432. Das war daher gekommen, weil die Braunschweiger Landesherren ihre Residenz wegen Konflikten mit der Braunschweiger Stadtbevölkerung nach Wolfenbüttel verlegt hatten. Man muss dazu sagen, dass Braunschweig (zusammen mit Paris und Gent) zu den unruhigsten Städte des spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Europas gehörte: Immer wieder kam es zu Verfassungsstreitigkeiten, die schnell von gewaltsamen Tumulten begleitet werden konnten. 

Ökonomisch konnte die Stadt von der guten Lage an der Oker profitieren, denn diese war ab Braunschweig schiffbar. Braunschweig wurde dergestalt zu einer wichtigen Handelsstadt und führte seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert das Sächsische Quartier der Hansestädte (zwischen Weser und Elbe) an.

Till Eulenspiegel (Fiktive Volksfigur)
Der auch als Til Ulenspiegel bekannte Gaukler und Schalksnarr ist der satirische Titelheld eines Volksbuches aus Niederdeutschland. Das anonym veröffentlichte Werk "Ein kurtzweilig Lesen von Dyl Ulenspiegel, geboren uß dem Land zu Brunßwick, wie er sein leben volbracht hat…" ist in seiner ältesten noch erhaltenen Fassung für das Jahr 1510 verbürgt.
Zu den fiktiven Abenteuern des Till Eulenspiegels gehören auch einige Streiche in Braunschweig, wo er etwa bei einem Bäcker am Bäckerklint nicht Brot, sondern Eulen und Meerkatzen gebacken hat. Daran erinnern die gebäckartigen Eulen und Meerkatzen, die man noch heute bei einigen Braunschweiger Bäckereien kaufen kann.

Als es den Welfen-Fürsten im Jahre 1671 gelungen war, Braunschweig wieder unter die Herrschaft des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel zu stellen, endete die Zeit der unabhängigen Stadt Braunschweig.

Im Jahre 1753 wurde es wieder zur Residenzstadt, wobei die herzogliche Familie in das neu erbaute Braunschweiger Schloss zog.

 

Braunschweig in der Moderne

Mit dem genialen Napoléon Bonaparte wurde Braunschweig von den Franzosen besetzt und zur Hauptstadt des eingerichteten Départements Oker bestimmt.

Doch schon 1813 wurde das alte Herzogtum Braunschweig mit Hilfe der Braunschweigischen Truppen unter Führung von Johann Elias Olfermann für den Herzog Friedrich Wilhelm erneut hergestellt, was durch den Wiener Kongress (1815) auch Bestätigung fand.
Im Jahre 1825 (und erneut 1871) wurde Braunschweig zu einer landesunmittelbaren Stadt und gehörte ab 1871 mitsamt dem Herzogtum zum Deutschen Reich.

Nach dem Ersten Weltkrieg und im Zuge der Novemberrevolution wurde in Braunschweig ein Arbeiter- und Soldatenrat unter August Merges eingerichtet, der noch am 8. November 1918 verlangte, dass Ernst August von Braunschweig-Lüneburg als letzter Herzog abdanken sollte. Die Spartakisten hielten sich bis zum 17. April 1919, doch dann kamen 10.000 Freikorps-Soldaten, welche die Stadt friedlich übernehmen konnten. Eine neue Regierung wurde unter dem Ministerpräsidenten Heinrich Jasper gebildet. 

Seit dem Jahre 1923 bereits konnte die NSDAP in Braunschweig immer mehr an Einfluss für sich erreichen, so dass sie schon 1930 an der Regierung des Freistaates Braunschweig beteiligt wurde. Dieser Umstand war auch für die Einbürgerung Adolf Hitlers Ausschlag gebend. Was folgte, dürfte bekannt sein: 1933 nationalsozialistische Machtergreifung, Unterdrückung und Verfolgung von Regimegegnern, Juden, Sinti und Roma etc., starke Zerstörung der Stadt während des Zweiten Weltkrieges. 

Nach dem Kriege lagen 90% der Innenstadt und 42% der gesamten Stadt in Schutt und Asche. Damit gehörte Braunschweig zu den am stärksten zerstörten Städten Deutschlands: Etwa 26% der Bevölkerung war tot, und die Beseitigung der 3.670.500 m³ starken Gesamttrümmermenge nahm (offiziell) die kommenden 17 Jahre in Anspruch.

Braunschweig nach dem Zweiten Weltkrieg

Besetzt bzw. befreit wurde Braunschweig am 12. April 1945 durch US-amerikanische Truppen, die indes am 5. Juni 1945 durch britische Truppen abgelöst worden sind. 

Mit den 1950ern begann der Wiederaufbau von Braunschweig und die Schaffung dringend benötigten Wohnraumes.
Eine neue und moderne Stadt sollte entstehen, wofür erheblich in den architektonischen Restbestand eingegriffen worden ist. Dies führte zu weiteren Zerstörungen und zum Abriss teilweise noch völlig intakter Gebäude.
Allein die Verlegung des Hauptbahnhofs weit weg von der Innenstadt hatte mehr als 100 Gebäuden ihre Existenz gekostet. Damit hat die Stadtregierung von Braunschweig lange nach dem Krieg ihr historisches Bau- und Kulturgut zerstört.

Braunschweig, Bezirksregierung

Bezirksregierung © goruma (T.Kruse)

Im Jahre 1974 kam es zu erheblichen Eingemeindungen des überwiegenden Teils des früheren Landkreises Braunschweig, so dass die Stadt mit mehr als 271.200 Einwohnern ihren historischen Höchststand erleben durfte. 

Oberster Repräsentant der Stadt Braunschweig und Leiter der Stadtverwaltung ist derzeit der hauptamtliche Oberbürgermeister Gert Hoffmann (geb. 1946), der direkt von der Braunschweiger Bevölkerung gewählt worden ist.
Der deutsche CDU-Politiker übt dieses Amt seit dem 1. November 2001 aus und traf in seiner bisherigen Amtszeit nicht immer die populärsten Entscheidungen: So wurde bspw. der von ihm vorangetriebene Bau eines Einkaufszentrums auf dem Gebiet des Schlossparks heftig kritisiert. Im Jahre 2006 gewann Hoffmann erneut die Wahl zum Oberbürgermeisteramt. Sein Verhalten dem Braunschweiger Künstler und Schriftsteller Hartmut El Kurdi gegenüber ließ Hoffmann 2007 wieder in die Schlagzeilen kommen: Da Hoffmann sich von den satierischen Darstellungen durch El Kurdi beleidigt gefühlt hatte, verbot er den Mitarbeitern der Braunschweiger Stadtverwaltung, sich bei offiziellen Anlässen zusammen mit El Kurdi zu zeigen.




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