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Stadtgeschichte

Barcelona: Gotisches Viertel © goruma (Weber)

Zu Beginn der historischen Überlieferung (um ca. 2000 - 2500 v.Chr.) ließen sich die Iberer auf dem heutigen Stadtgebiet von Barcelona nieder. Der Legende nach wurde Barcelona im 3. Jahrhundert vor Christus als Stadt Barcino von den Kathargern gegründet: von Hamilkar Barkas, dem Vater des bekannteren Hannibal. Als später die Römer die Region um Barcelona erreichten, verwandelten sie die Stadt in eine Befestigungsanlage, deren Zentrum sich auf dem Berg Táber befand, einer kleinen Erhebung am Meeresufer, ganz in der Nähe des Platzes auf dem sich heute der Palau de la Generalitat (Sitz der autonomen Regierung von Katalonien) und das Rathaus der Stadt (El Ayuntamiento) befinden. Es entstanden Thermen, Amphitheater, eine geregelte Abwasser- und Wasserversorgung sowie das Forum in der Stadtmitte, an der Stelle, wo sich heutzutage die Plaza de San Jaime befindet. Die Stadt wurde auf den Namen Colonia Iulia Augusta Faventia Paterna Barcino getauft; die Grundrisse des damaligen Stadtgebietes und Teile der Stadtmauer der antiken römischen Stadt sind noch heute sichtbar. Unter dem Museu d'Història de la Ciutat können die Besucher Ausgrabungen aus der Zeit der römischen Befestigungsanlage bewundern.

Im Frühmittelalter wurde Barcelona etwa im fünften Jahrhundert von den Westgoten eingenommen, die aus dem Zentrum Europas gekommen waren und die Stadt zur Hauptstadt der westgotischen Königreiche machten. Die Mauren eroberten Barcelona im 8. Jahrhundert, aber schon im Jahr 801 konnte sie wiederum von den Karolingern eingenommen werden. Diese machten Barcelona zur Hauptstadt der Grafschaft Barcelona und gliederten sie in spanisches Gebiet ein. Im Laufe der Zeit erlangte die Grafschaft praktische Unabhängigkeit vom Karolingischen Königreich; was schließlich im Jahre 986 mit dem Grafen Guifré el Pilós (Wifredo el Velloso) offiziell gemacht wurde. Der Aufbau des Feudalstaates in Katalonien im Verlauf des 11. Jahrhunderts verhinderte nicht, dass Barcelona gegenüber den anderen Grafschaften auf spanischem Gebiet die Vorherrschaft erlangte und sich in das politische, wirtschaftliche, soziale, kulturelle und Zentrum einer riesigen Region verwandelte. Diese Region umfasste nicht nur Katalonien sondern auch Aragón, Valencia, Mallorca, Rosellón und Alguer. Barcelona würde auch während der folgenden Jahrhunderte im Wettstreit mit Genua und Venedig eine der größten Mächte des Mittelmeerraumes sein.

Vom 14. Jahrhundert an befand sich Barcelona aber in einem Niedergang, die sich mit einigen Schwankungen durch die nächsten Jahrhunderte hinzog. Es entwickelten sich immer heftigere Konflikte aus der Dynastischen Vereinigung zwischen Fernado de Aragón und Isabela de Castilla, die in den ersten Krieg von 1640 bis 1651 führten und schließlich in die Spanischen Erbfolgekriege, die von 1706-1714 andauerten. Nach diesen Kriegen waren alle eigenen Institutionen Kataloniens verschwunden. Barcelona erholte sich erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts im Zuge der Industrialisierung und wurde wieder zu einem wichtigen politischen und kulturellen Zentrum Spaniens. Im 19. und 20. Jahrhundert wuchs das Stadtgebiet Barcelonas durch zahlreiche Eingemeindungen stark an. Im Jahr 1888 fand in Barcelona die Weltausstellung statt und die Stadt lernte im Zuge dessen, dass internationale Großereignisse zu organisieren nicht nur die Erschließung einer Stadt erleichtern, sondern auch zahlreiche Besucher anziehen.

Im Jahre 1897 erlebte Barcelona eingroßes geografisches und demografisches Wachstum: man gemeindete sechs bis dato unabhängige angrenzende Gemeinden nach Barcelona ein: Sants, Les Corts, Sant Gervasi de Cassoles, Gràcia, Sant Andreu del Palomar und Sant Martí de Provençals. In sozialer Hinsicht kamen im 19. Jahrhundert viele neue Lebensarten in die Stadt; die Muße und die Freizeit sowie soziale Beziehungen fanden in Sport und körperlicher Betätigung ihren Ausdruck. In den letzten Jahren des Jahrhunderts sah Barcelona Unmengen an Schwimmbädern, Tennis- und Fußballplätzen aus dem Boden sprießen und Barcelona erarbeitete sich einen internationalen Ruf hinsichtlich des Sports. Es wurden Vereine gegründet, wie zum Beispiel der FC Barcelona (1889), der Real Club de Tenis Barcelona und der Club Natació Barcelona (Schwimmverein).
Im Jahr 1904 wurde die Gemeinde Horta, im Jahr 1921 Sarrià eingemeindet. 

1929 trug Barcelona eine weitere Ausstellung aus, denk derer das ganze Gebiet um die Plaza Espña erschlossen wurde und man erbaute die Pavillons in denen heute die Feria de Barcelona ausgetragen wird. Im Rahmen der Expo von 1929 konstruierte man auch die Metro von Barcelona, die 1924 eingeweiht und 1926 mit dem Service der Metro Transversal zwischen Bordete und Catalunya eröffnet wurde; sie sollte vor Allem das Stadtzentrum mit dem Expogelände um die Plaza España und auf dem Montjuïc verbinden.

Im Sommer des Jahres 1936, während der Segunda República (die Zweite Republik Spaniens), sollte in Barcelona ein weiteres Groß-Event stattfinden: die Olympischen Spiele. Die Stadt machte sich an die Vorbereitungen: das Olympiastadion wurde erbaut und der Montjuïc umgestaltet und hergerichtet. Trotz alledem konnten die Spiele nicht stattfinden, weil im Juli des Jahres 1936 die grausamsten Jahre ganz Spaniens begannen: 

Die Guerra Civil, also der Spanische Bürgerkrieg, der zwischen 1936 und 1939 geführt wurde und an dessen Ende General Francisco Franco die Herrschaft über Spanien übernahm). Von Beginn des Krieges an verteidigte Barcelona die bestehenden Institutionen und kämpfte gegen die Aufständischen im Sinne der Freiheit und der Demokratie. Barcelona würde die Unterstützung der Republikaner teuer bezahlen müssen, nicht nur aufgrund der Bombardements während des Krieges sondern während der ganzen 36 Jahre der Franco-Diktatur. Am 26. Januar 1939 nahmen Franco und seine Truppen die Stadt Barcelona ein. Er hob die katalanische Autonomie und ihre Institutionen auf und verbat den Gebrauch der katalanischen Sprache sowie die Ausübung der Traditionen. Während der darauf folgenden 36 Jahre sah sich Barcelona einem erheblichen sozialen und kulturellen Niedergang ausgesetzt. 

Im Jahr 1952 wurde in Barcelona der Congreso Eucarístico Internacional erbaut, was die Entstehung eines neuen Viertels erlaubte, das heute als Congrés bekannt ist. Die Zeit des Franquismo wird auch oft als die Ära des desarrollismo urbano beschrieben, einer Art zügelloser Stadtentwicklung: es wurden Unmengen an billigen Wohnungen erbaut, um die voranschreitende Immigration von Menschen aus anderen Teilen Spaniens (Andalusien, Murcia und Galizien) bewältigen zu können. Oft existierte keine städtebauliche Planung für die Bauten und vieles entstand auf offensichtlich unkontrollierte Weise; zudem wurden billige Materialien verwendet, was bald zu erheblichen Problemen der Bewohner in den Wohnungen führte, wie zum Beispiel Schimmelbildung oder Rohrbrüche. Das Baufieber hatte in jedem Fall ein starkes demografisches Wachstum zur Folge und es entstanden sowohl im Inneren der Stadt als auch in den angrenzenden Bezirken neue Viertel: Carmel, Nou Barris, El Verdum, Guinardó, Hospitalet de Llobregat, Bellvitge, Santa Coloma de Gramenet o Sant Adrià de Besós o Badalona. Die fünf letztgenannten Viertel liegen außerhalb der Stadt und werden auch el cinturón, der Gürtel Barcelonas genannt.

In den 60er Jahren entstand ein Metronetz und es wurden viele asphaltierte Straßen, Ampeln und große Umgehungsstraßen erbaut. In diesen Jahren verbesserte man auch das Wasser- und Kanalisationssystem, die Stromversorgung und die Beleuchtung innerhalb der Stadt. Aus soziokultureller Sicht ist anzumerken, dass die massive Einwanderung der spanischsprachigen Bevölkerung nach Barcelona zur Folge hatte, dass das Catalán nicht länger die eindeutig vorherrschend Sprache in Katalonien blieb, wie dies bis in die 30er Jahre hinein der Fall gewesen war. Zu dieser Entwicklung trug ebenfalls die Tatsache bei, dass die neuen Massenmedien ausschließlich in spanischer Sprache gesendet wurden und dass das Castellano (Spanisch) die einzige von der Regierung anerkannte Sprache war.

Als gegen Ende der 70er Jahre und einige Jahre nach Francos Tod die Demokratie im Land wieder hergestellt war, erlangten auch die katalanischen Institutionen und die soziokulturellen Einheiten ihre Freiheit zurück. Es begann eine neue kulturelle und städtebauliche Entwicklung, die Barcelona zu der attraktiven Stadt gemacht hat, die es heute ist. Eine immense Bedeutung für diesen Prozess besaß die Tatsache, dass die Stadt zum Austragungsort der Olympischen Spiele von 1992 wurde. Die Jahre 1986-1992 stellten für die Stadt eine Zeit massiver Veränderungen dar. Man erbaute nicht nur die notwendigen Sportstätten (Estadio Olímpico Lluis Companys, Palau Sant Jordi, Velodromo de Horta, u. a.), sondern man verbesserte auch das Umgehungsstraßennetz erheblich, die Strände wurden teils wieder gewonnen und teils hergerichtet, es entstanden neue Viertel wie Vila Olimpica oder Vall d'Hebrón, das Nahverkehrssystem wurde verbessert und die Metro (U-Bahn) modernisiert, der neue Fernsehturm von Collserola wurde erbaut, der Flughafen El Prat renoviert und erweitert, die Taxiflotte neu ausgestattet, die Fassaden der Häuser gereinigt, die Krankenhäuser instand gesetzt, Sportzentren erbaut, neue Hotels eröffnet und vieles mehr. Außerdem sorgten die Spiele für die endgültige Internationalisierung von Barcelona und das weltweite Bild einer hochmodernen Stadt.

Das heutige Barcelona ist zu einer atemberaubenden südeuropäischen Metropole geworden. 2004 fand dort das nächste Großereignis statt, das Fórum Universal de las Culturas, dadurch ergaben sich weitere städtebauliche Veränderungen noch größeren Ausmaßes: man renovierte das ganze Gebiet von Besós, wo bis dahin nur stillgelegte Fabriken gestanden hatten. Außerdem entstand das neue Viertel Diagonal Mar. Es wurden neue Parks geschaffen sowie weitere Luxushotels eröffnet und zwei neue Gebäude für Kongresse und Ausstellungen erbaut. Nach dem Forum versuchte die Stadt, das Gelände verstärkt für Konzerte, Ausstellungen und andere Veranstaltungen zu nutzen.

Durch all diese Veränderungen, die zum Teil durch die Großveranstaltungen hervorgerufen wurden, ist Barcelona zu einer kosmopolitischen und attraktiven Kulturstadt geworden, sowohl für betuchte Einheimische als auch für Touristen. Der Preis, den die Einwohner für diese Entwicklung zahlen müssen ist allerdings erheblich: der Anstieg der Mieten ist enorm und Barcelona gehört mittlerweile zu den teuersten Städten in Europa. Daher mussten viele weniger wohlhabend Bewohner in die Außenbezirke abwandern, was hinsichtlich der Einwohnerverteilung und der Ghettoisierung eine unvorteilhafte Entwicklung darstellt. Die Stadt wird sich auch jetzt und in Zukunft weiteren Herausforderungen stellen müssen: beispielsweise wird es immer wichtiger, den spanischen Hochgeschwindigkeitszug AVE (Alta Velocidad Española) nach Barcelona zu holen. Dies würde es ermöglichen, auf dem Landweg in knapp drei Stunden nach Madrid zu reisen und bis 2010 eine Verbindung mit dem französischen Bahnnetz zu schaffen, was eine schnelle Verbindung zwischen Barcelona und Paris zur Folge hätte.




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