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Oświęcim (Auschwitz): Stadtgeschichte

Auch wenn die Stadtgeschichte Oświęcims vor allem mit der Errichtung des Konzentrationslagerkomplexes Auschwitz verbunden ist, so beschränkt sie sich doch keineswegs auf dieses grausame und traurige Kapitel, sondern setzt gute 800 Jahre vor dieser Zeit ein. Eine erste urkundliche Erwähnung fand Oświęcim im Jahre 1179. Damals wurde Mieszko Plątonogi (Knotenbein), dem Oppelner Herzog und Herrn auf Ratibor, von seinem Onkel, dem Krakauer Fürst Kazimierz Sprawiedliwy (dem Gerechten) die Oświęcimer Kastellanei übertragen. 

Wann genau Oświęcim gegründet worden war, ist nicht bekannt. Jedoch wird aus den schriftlichen Überlieferungen deutlich, dass Gründung und weitere Entwicklung etwa mit der Zeit zusammenfallen, als sich auch der polnische Staat langsam zu entwickeln begann. Um die Zeit der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert besaß Oświęcim eine (hölzerne) Pfarrkirche. Diese wurde indes späterhin von den Tataren zerstört, welche im Jahre 1241 in Schlesien eingefallen waren. Die Burg und die Umgebung von Oświęcim wurden unter dem Tataren Baidar verwüstet. 

Seit 1272 besitzt Oświęcim die Stadtrechte. Dies Privileg wurde ihr vom neuen Oppelner Herzog Władysław I. verliehen. Nachdem das Oppelner Herzogtum geteilt worden war (1281-1282), kam der Landbezirk Oświęcim zum neu entstandenen Teschener Herzogtum. Die Teschner Herzöge nun bestätigten 1291 die Stadtrechte und erweiterten sie durch ein Gerichts- und Wirtschaftsprivileg. Zwischen 1315 und 1317 wurde auch das Teschener Herzogtum geteilt. Das neue, von Polen und Böhmen unabhängige Herzogtum Oświęcim entstand mit gleichnamiger Hauptstadt. Besitzer der Stadt wurde Herzog Władysław. Doch schon im Jahre 1327 legte der Oświęcimer Herzog Jan dem böhmischen König Johann von Luxemburg gegenüber den Treueeid ab, was den von da an langen Einfluss der böhmischen Krone begründete. 

Mit dem Jahre 1445 kam die Teilung des Herzogtums Oświęcim in das Oświęcimer, das Leedener (Zator) und das Toster (Toszek) Herzogtum. Herzog Jan IV. wurde Herr über das Herzogtum Oświęcim. Doch er sollte es 1457 an den polnischen König Kazimierz Jagiellończyk verkaufen. Von nun an erhielten auch Juden die Erlaubnis, sich dauerhaft auf dem Territorium des Herzogtums anzusiedeln, was ihnen vorher verboten war. Doch schon 1563 untersagte König Siegmund August weiteren Juden den Zuzug nach Oświęcim. Juden durften auch keine Häuser am Markt erwerben oder errichten. 

Im Jahre 1503 kam es zu einem verheerenden Feuer in Oświęcim, in dessen Folge ein großer Teil der Stadt sowie des Schlosses vernichtet wurden. Doch bereits um die Mitte des 16. Jahrhunderts konnte in Oświęcim ein Rathaus erbaut werden, da die Stadtbewohner durch den Handel mit Salz reich geworden waren. 

1564 erließ König Siegmund August ein Inkorporationsprivileg. Darin wurden von ihm die Herzogtümer Oświęcim und Leeden (Zator) als feste Bestandteile der polnischen Krone anerkannt. Beide Herzogtümer wurden nun aus verwaltungstechnischen Gründen als Kreis Schlesien Teil der Woiwodschaft Krakau. Ihren Titel als Herzogtümer behielten sie hingegen. Die Amtsprache wurde nun das Polnische. 

Den Juden von Oświęcim wurde 1663 durch König Władysław IV. Vaasa erlaubt, in der Stadt zu wohnen sowie Besitz sowohl innerhalb als auch außerhalb der Stadt zu erwerben. Außerdem durften sie einen Friedhof und eine Synagoge (die erste hölzerner Synagoge war bereits 1588 entstanden) unterhalten. 

Mit den Schwedenkriegen begann der wirtschaftliche Niedergang Oświęcims. 1655 eroberten schwedische Truppen die Stadt. Konnten diese auch bereits wenige Wochen danach wieder vertrieben werden, so setzten die Schweden zwei Monate nach der Niederlage Oświęcim in Brand und vernichteten dadurch auch das Schloss der Stadt. Ein weiteres Feuer wütete im Jahre 1711 und vernichtete den gesamten Marktbereich sowie die Synagoge. 

1772 kam nach der ersten Teilung Polens (zwischen Preußen, Russland und Österreich) das Gebiet Oświęcim-Leeden mitsamt Oświęcim zum österreichischen Kaiserreich. Sie sollte von nun an Auschwitz heißen. Sie gehörte zum neuen habsburgischen Königreich Galizien und Lodomerien. Indes bestätigte der österreichische Kaiser Franz II. 1793 alle bisherigen Privilegien. Im Jahre 1818 wurde die Gegend um Oświęcim dem deutsche Bundesgebiet zugeschlagen, da die Stadt lange Zeit Bestandteil von Schlesien war. Der Angriff der Deutschen auf Auschwitz, der sich während des Preußisch-Österreichischen Krieges 1866 ereignete, wurde zurückgeschlagen. 

Im Jahre 1863 kam es erneut zu einem Stadtbrand. Trauriges Resultat war die Zerstörung von zwei Dritteln der Stadt. Unter den vernichteten Bauwerken waren auch das Rathaus, zwei Synagogen, der obere Teil des Turmes der Pfarrkirche sowie das Hospital. Ein neues Rathaus entstand zwischen 1872 und 1875. In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts wurde in Oświęcim die neue Synagoge konstruiert.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Oświęcim zu einem wichtigen Eisenbahnknotenpunkt ausgebaut. Bereits zu jener Zeit liefen in der Stadt drei Eisenbahnlinien zusammen. 

Hatte der österreichische Kaiser bis 1918 immer auch den Titel eines Herzogs von Auschwitz getragen, wo wurde Oswięcim nach dem Ersten Weltkrieg wieder polnisch. Im Jahre 1917 wurde auf einem Gelände in Zasole eine neue Barackensiedlung erbaut. Sie wurde Neustadt bzw. Oświęcim III genannt. Diese Gegend sollte dann ab 1940 von den deutschen Nationalsozialisten zum Konzentrationslager Auschwitz umgestaltet werden.

Mit dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg und das düsterste Kapital in der Geschichte Oświęcims wurde aufgeschlagen. Nachdem sich die polnische Armee aus Oświęcim und seiner Umgebung zurückziehen musste, marschierte die deutsche Wehrmacht in Oświęcim ein und benannte die Stadt wieder in Auschwitz um. Zeitgleich wurde der Marktplatz zum Adolf Hitler-Platz. Seit Oktober 1939 gehörte Auschwitz zum Deutschen Reich. 

Heinrich Himmler erteilte im Jahre 1940 offiziell den Befehl zur Errichtung des Konzentrationslagers Auschwitz. Der erste Transport in dieses Lager fand am 14. Juni 1940 statt. Die Deportierten waren polnische politische Häftlinge. Bereits ein Jahr später wurden alle Juden aus Oświęcim zwangsausgesiedelt und nach Chrzanów sowie Sosnowiec verbracht. Diese Aussiedelung hing mit der Vorbereitung eines Baus der IG Farben zusammen, der zwischen 1941 und 1944 erfolgte. Das IG Farben-Werk in Dwory bei Auschwitz sollte später die Grundlage für die polnische chemische Fabrik Oświęcim bilden (seit 1997 Firma Chemiczna Dwory A.G.).

Im Oktober des Jahres 1941 begann der Bau von Auschwitz II Birkenau. Er war im März des Jahres von Heinrich Himmler im Rahmen einer Lagervergrößerung angeordnet worden. Es sollte 150.000 sowjetische Kriegsgefangene aufnehmen. Auschwitz-Birkenau war ab 1942 de facto ein Vernichtungslager, denn dort fanden die fabrikmäßigen Massentötungen mit dem Giftgas Zyklon B statt. Seit 1942 bereits entstand auch Auschwitz III-Monowitz, ein Zwangsarbeiterlager. Im Zuge des Herannahens der Roten Armee im Januar 1945 wurde von den Nationalsozialisten das Lager Auschwitz gesprengt. Am 19. Januar wurde die letzte Gruppe Häftlinge aus dem Lager evakuiert, bevor die Rote Armee am 27. Januar 1945 in Oświęcim einrücken konnte. 
Es gab nur einen einzigen jüdischen Heimkehrer aus Oświęcim. Shimshon Klieger starb im Jahre 2000 und wurde auf dem örtlichen jüdischen Friedhof beigesetzt. 

1947 wurde das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers eröffnet. Dieses Territorium wurde im Jahre 1979 von Papst Johannes Paul II. besucht, der dort auch eine eine heilige Messe feierte. Im gleichen Jahr ließ die UNESCO das Territorium des ehemaligen nationalsozialistischen Konzentrationslagers Auschwitz auf die Liste des Weltkulturerbes setzen. 

1951 schuf man den Kreis Oświęcim. Zum Gebiet des Kreises gehörten neben der eigentlichen Stadt auch die Städte Kęty, Wilamowice und Zator sowie sechs Großgemeinden. 1975 kam es im Zuge der polnischen Verwaltungsreform zu einer Abschaffung der Kreise als Verwaltungseinheiten hin zu den Woiwodschaften. 

1985 wurde der Stadt Oświęcim mit dem Grunwald-Kreuz II. Klasse ausgezeichnet. Man erinnerte damit ehrende der Hilfe, welche die Einwohner Oświęcims den Häftlingen von Auschwitz-Birkenau zuteil haben werden lassen. Außerdem wurde die Stadt damit auch für ihre Beteiligung in der Widerstandsbewegung ausgezeichnet. 1998 war es der UNO-Generalsekretär, der Oświęcim den Titel eines Messenger of Peace (= Friedensfürsprecher) gab.




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