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Terciopelo-Lanzenotter, Rauhschuppige Lanzenotter, Bothrops asper

Inhaltsverzeichnis

  1. Allgemeines
  2. Systematische Einteilung
  3. Aussehen, Verhalten
  4. Vorkommen
  5. Vermeidung eines Bisses
  6. Art des Giftes
  7. Folgen eines Bisses
  8. Gegenserum (Antiserum)
  9. Erste Hilfe
  10. Prognose
  11. Zusammenarbeit
  12. Giftnotruf-Zentralen

Allgemeines

Diese im Norden Südamerikas, in Mittelamerika und im Süden Mexikos vorkommende relativ große Schlange ist für den überwiegenden Anteil an Biss-Unfällen in diesen Regionen verantwortlich. Von der Gattung Botrops existieren die folgenden Arten:

Bothrops alcatraz Bothrops jararacussu
Bothrops alternatus Bothrops jonathani
Bothrops ammodytoides Bothrops lanceolatus
Bothrops andianus Bothrops lojanus
Bothrops asper  Bothrops lutzi
Bothrops atrox  Bothrops marajoensis
Bothrops barnetti  Bothrops marmoratus
Bothrops brazili Bothrops matogrossensis
Bothrops caribbaeus Bothrops moojeni
Bothrops colombianus Bothrops muriciensis
Bothrops colombiensis Bothrops neuwiedi
Bothrops cotiara Bothrops pauloensis
Bothrops diporus Bothrops pictus
Bothrops erythromelas Bothrops pirajai
Bothrops fonsecai Bothrops pirajai
Bothrops insularis Bothrops pubescens
Bothrops itapetiningae Bothrops sanctaecrucis
Bothrops jararaca Bothrops venezuelencis


Von der hier dargestellten Bothrops asper gibt es keine Unterarten.

Systematische Einteilung

Familie Vipern (Viperidae)
Unterfamilie Grubenottern (Crotalinae)
Gattung amerikanische Lanzenotter (Bothrops)
Art Rauhschuppige Lanzenotter (deutsch)
Terciopelo-Lanzenotter (Bothrops asper)

 Ausländische Bezeichnungen

  • Englisch:  Terciopelo
  • Französisch: Fer de Lance

Aussehen, Verhalten

Die Terciopelo-Lanzenotter bzw. die Rauhschuppige Lanzenotter gehört zu größten größte 36 zur Gattung der Lanzenottern gehörenden Schlangen. Sie erreicht eine Länge zwischen 1,20 und - allerdings selten - bis 2,50 m. 
Ihr Kopf ist groß und besitzt ein lanzenförmiges Aussehen und hebt sich deutlich vom Hals ab. Dessen Oberseite ist braun bis dunkelbraun gefärbt. Ein dunkler Streifen zieht sich am Auge beginnend bis zum Mund. Die Augen dieser Schlange besitzen senkrecht geschlitzte Pupillen. Der zweite der 7 bis 9 Oberlippenschilde grenzt an das Grubenorgan, das als wärmeempfindliches Sinnesorgan der Orientierung dient. 
Die in 23 - 33  Schuppenreihen in der Körpermitte der Schlange sind stark gekielt. Die Grundfärbung der Schlange reicht von grau über gelbbraun hin bis zu fast schwarz, aber grünlich und rotbraun kann vorkommen. Auf ihrer Oberseite weist sie dunkle Dreiecke auf, die von einem hellen Saum begrenzt werden. In der Mitte können die Dreiecke miteinander verschmelzen. Diese Lanzenotter ist lebend gebärend und bringt bis zu ca. 80 Junge zur Welt. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Kleinsäugern (Ratten, Mäusen u.ä.), Vögeln, Echsen und Fröschen.
Das Tier gilt als schnell reizbar und sehr beißfreudig und aufgrund ihrer Größe hat sie eine recht große Reichweite sowohl in horizontaler wie auch in vertikaler Richtung. Bei einer Bedrohung kann sie, wie einer Klapperschlange, mit dem Schwanz "klappern".

Vorkommen

Wie oben kurz erwähnt, kommt Sie in Mittelamerika, dem Norden Südamerikas und Südmexiko vor, und zwar in: 

- Belize
- Costa Rica
- West-Ecuador
- Zentral-Guatemala
- Honduras
- Süd-Mexiko
- Kolumbien
- Nicaragua
- Panama
- Venezuela

Die Schlange lebt vorwiegend im Flachland. Aber in Mexiko und Zentralamerika findet man sie auch in Höhen bis zu 1.300 m. Von "Höhenrekorden" um die 2.500 m wird aus Kolumbien und Venezuela berichtet. 
Sie lebt in tropischen Wäldern, auf Zuckerrohrpflanzungen und gerne an den Ufern von Gewässern. Oft dringt sie auf der Nahrungssuche auch in menschliche Behausungen ein. Sie ist nachtaktiv und versteckt sich während des Tages unter Baumstämmen, in hohlen Bäumen, unter Falllaub, unter Steinen und in Erdlöchern.

Vermeidung eines Bisses

Aufgrund ihrer Größe erfolgen viele Bisse in Kniehöhe, sodass hohes Schuhwerk nur bedingt hilfreich ist. Das Tier flüchtet bei einer Annäherung nicht, sondern harrt oft gut getarnt solange in seinem Versteck aus, bis die betroffene Person direkt vor ihr steht. 
Diese Lanzenotter gilt als sehr leicht erregbar und bei Störungen bewegt sie sich sehr schnell, kann plötzlich ihre Bewegungsrichtungen ändern und versucht dabei zuzubeißen. Für Besucher bzw. Touristen ist das Risiko, gebissen allerdings eher gering. Die meisten Biss-Unfälle geschehen bei Einheimischen bei der Feldarbeit sowie bei Frauen und Kindern in Gärten und sogar in den Hütten bzw. Häusern, wohin die Schlangen dem Menschen oft folgen. Als grob fahrlässig ist allerdings das Nächtigen im Freien in einem Schlafsack anzusehen. Beim Übernachten in Zelten, Wohnwagen oder Autos ist stets Sorge dafür zu tragen, dass alle Zugänge so geschlossen sind, dass die Schlange nicht hinein kann. Vor Übernachtungen in Bambushütten sei gewarnt.

Art des Giftes

Es muss festgestellt werden, dass sich die Giftzusammensetzung in Abhängigkeit von dem Vorkommen unterscheidet, vor allem zwischen denen, die am Atlantik und denen, die am Pazifik leben. Dennoch gibt es eine Reihe von Gemeinsamkeiten. Die Gifte bestehen aus einer Mischung von hämorrhagischen Anteilen sowie Anteilen, die die Blutgerinnung stören bzw. zum Erliegen bringen können. Aber das Gift besitzt eine ganze Reihe weiterer Anteile, die teilweise in ihrer Wirkung und Interaktion nur sehr begrenzt erforscht sind. So beinhalten sie die quergestreifte Muskulatur zerstörende Proteine, so genannte Proteasen, und sogar eine Reihe von giftigen Schwermetallionen. 

Die mittlere Menge an pro Biss injiziertem Gift beträgt rund 450 mg (Trockengewicht des Giftes), wobei der LD50-Wert von Mäusen bei 3,5 bis 4 mg pro kg Körpergewicht liegt. Unter dem LD50-Wert versteht man die Menge an Gift, bei der die Hälfte der entsprechenden Anzahl an Mäusen, bezogen auf 1 kg Körpergewicht der Mäuse, an der Giftwirkung verstirbt. Derartige Ergebnisse sind natürlich nur begrenzt auf den Menschen übertragbar. Würde man das Ergebnis dennoch 1:1 auf den Menschen übertragen, so wären, statistisch gesehen, für die Hälfte von vielen 80 kg schweren Männern zwischen 260 und 320 mg des Giftes tödlich.

Folgen eines Bisses

Es muss mit lokalen und systemischen, also den gesamten Organismus betreffenden Folgen gerechnet werden: 

Lokale Folgen 
Es folgen auf den Biss in der Umgebung der Bissstelle meist, aber nicht immer, sehr schnell starke Schmerzen. Die Haut verfärbt sich rötlich bis blau und es kommt zu starken Schwellungen. Weiterhin kommt es zu Blutungen aus vorhandenen Wunden, wie Kratz- oder Rasierwunden sowie im Mundbereich zu Blutungen im Gebiss. Es entstehen Blasen, die eine meist blutige Flüssigkeit enthalten und nach einigen Tagen aufbrechen. Es bilden sich weiterhin auch großflächige Ödeme aus und wegen der Proteasen geht gelengentlich das Muskelgewebe in der umgebung der Bissstelle zugrunde, es entstehen z.T. ausgedehnte Nekrosen. Sie betreffen allerdings meist nur die Oberhaut können sich aber über sehr große Hautareale ausdehnen. Diese erste Symptomatik breitet sich relativ schnell auf die gesamte gebissene Extremität sowie den Körperstamm aus. Die Gabe auch hoher Dosen Antiserum vermag daher diese lokalen Folgen kaum noch wirksam zu therapieren. Die Wirkung von Antiseren beschränkt sich daher in der Regel primär auf die Therapie der Gift-Wirkungen des systemischen Systems (ganzer Organismus) 

Systemische Folgen
 
Es kommt zu Übelkeit, Erbrechen, starker Blässe und starkem Herzrasen. Die Lymphknoten schwellen und beginnen zu schmerzen. Die Blutgerinnung wird so massiv gestört, dass es zu einem völligen Zusammenbruch dieser kommen kann, einer so genannten Verbrauchskoagulopathie. Dadurch kommt es zu inneren Blutungen, z.B. in den Magen-Darmtrakt, den Nieren oder ins Gehirn. Diese Blutungen zusammen mit den ausgedehnten Ödemen können zu einem so starken Blutverlust führen, dass es zu einem lebensgefährlichen hämorrhagischen Schock kommt. Zu neurologischen Symptomen kommt es jedoch nicht. 

Gegenserum (Antiserum)

Es gibt mehrere polyvalente Seren. Wie erwähnt wirken sie recht gut gegen die systemischen Vergiftungserscheinungen - vor allem die Gerinnungsstörungen - aber auf die lokale Symptomatik ist ihre Wirkung sehr gering. Polyvalente Seren sind für eine ganze Reihe von Schlangen wirksam, aber nicht so gut wie monovalente Antiseren, die speziell für eine bestimmte Art bzw. Unterart wirksam sind. Die Gabe des Antiserums ist stets mit der Gefahr einer allergischen Reaktion bis hin zum lebensgefährlichen anaphylaktischen Schock verbunden. Daher ist dessen Anwendung stets im Einzelfall genau abzuwägen und sollte nur durch einen erfahrenen Arzt erfolgen. Bei der Anwendung sind meist hohe Dosen von ca. 100 bis 150 ml des Antiserums erforderlich.

Erste Hilfe

Die allgemeinen Regeln, wie man sich bei einem Schlangenbiss zu verhalten hat, sind bereits in unserer allgemeinen Einleitung über Schlangen dargestellt worden. Sie seien der Übersichtlichkeit halber hier nochmals erklärt:

  • unbedingt Ruhe bewahren, sowohl körperlich wie auch psychisch. Falls vorhanden, ist die Gabe eines Beruhigungsmittels empfehlenswert
  • sofern es irgendwie möglich ist, sollte die gebissene Person im Liegen transportiert werden
  • die Schlange identifizieren
  • darauf achten, ob sich an der Bissstelle Symptome einer Vergiftung zeigen
  • die Gabe von Flüssigkeit ist sinnvoll, aber nur in Form von Wasser und nicht als Alkohol oder Kaffee
  • alle Möglichkeiten ausschöpfen, dass die gebissene Person schnellstens professionelle Hilfe bekommt
  • das Aussaugen oder Ausbrennen der Bisswunde hat sich als nicht sinnvoll erwiesen
  • das Ausschneiden der Bisswunde verschlimmert möglicherweise die Giftwirkung, da es dadurch zu unkontrollierbaren starken Blutungen kommen kann
  • auch das Kühlen mit Eis hat sich als wirkungslos und teilweise sogar schädlich erwiesen. Durch starkes Kühlen können sich bildende Gewebsnekrosen verstärkt werden und es kann zu Durchblutungsstörungen kommen

Achtung

  • das Anlegen eines Immobilisierungs-Druckverbandes ist nach einem Biss dieser Schlange nicht nur nicht empfehlenswert sondern verschlimmert die lokalen Folgen oft sogar beträchtlich.

Prognose

Es ist nach einem Biss dieser Schlange durchaus mit dem Tod zu rechnen, insbesonders durch Blutungen ins Gehirn (intrakranielle Blutungen) oder einen allgemeinen Schockzustand. Man rechnet dabei mit etwa 5 bis 10% tödlichen Bissunfällen. Mit Spätschäden im Bereich der Bisswunde ist aber häufig zu rechnen, bis hin zu Hauttransplantationen oder gar Amputationen.

Zusammenarbeit

Seit Anfang September 2008 arbeiten wir mit einer sehr bedeutenden österreichischen Schlangenfarm zusammen.

Reptilienzoo Nockalm
Eigentümer: Peter Zürcher
Vorwald 83
9564 Patergassen
Österreich/Kärnten
Tel.: 0043 - 4275 - 23165
Mobil: 0043 - 676 - 734 4 270

Der Reptilienzoo - idyllisch im Bundesland Kärnten gelegen - beherbergt eine große Anzahl der verschiedensten Schlangen, von den Kobras über Klapperschlangen, Kreuzottern, Aspisvipern bis hin zu Puffottern und Mambas - um nur einige zu nennen. Der Zoo eignet sich sowohl für Einzelbesucher wie auch für Familien oder Schulklassen.
Er liegt ca. 40 km von Villach in Richtung Kleinkirchheim entfernt.

Giftnotruf-Zentralen in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Kompetente Giftnotruf-Zentralen - die auch im Fall von Schlangenbissen im Ausland - 24-stündig erreichbar sind, finden Sie unter:

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