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Wittenberg: Stadtgeschichte

Von der Gründung bis zum Vorabend der Reformation

Wittenberg: Marktplatz
Marktplatz © goruma (T.Kruse)

Um 1180 wurde die Stadt Wittenberg erstmals urkundlich als Burgwadium erwähnt. Zu dieser Zeit standen hier mehrere Burgen. Bereits 1227 war Wittenberg eine wichtige Marktsiedlung. 1260 wurde Wittenberg durch Albrecht II. (1250-1298) zur Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Wittenberg. Kurz darauf begann man mit dem Bau eines Franziskanerklosters. Die Kirche des Klosters diente den Herzogen später als Begräbnisstätte.

Das Stadtrecht erhielt Wittenberg 1293 von dem Askanierherzog Albrecht II. Das Geschlecht der Askanier regierte die Stadt bis 1422. Von diesen übernahmen die Wettiner die Herrschaft.

Das geistliche Leben der Stadt wurde von den Bischöfen von Brandenburg bestimmt. Diese vertrieben 1304 die Juden aus der Stadt. Das Zeugnis hierfür gibt die "Judensau" an der Stadtkirche Wittenbergs. Solche Schandmale waren früher üblich, wurden später größtenteils zerstört.

Das aufstrebende Bürgertum der Stadt begann mit den umliegenden Städten Bündnisse zu bilden, dazu gehörte z.B. Dessau und Zerbst. Gegen 1330 erhielt die Stadt das Münzrecht. Um diese Zeit war die Stadt eine prosperierende Handwerksstadt. Mit der Goldenen Bulle von Karl IV. im Jahre 1356 wurde der Herzog von Wittenberg Kurfürst und die Stadt Wittenberg kurfürstliche Residenz. Durch den Tod des letzten Askaniers Albrecht III. im Jahre 1422 ging das Kurfürstentum an die Wettiner über und wurde Kurhauptstadt Sachsens. Die Stadt war allerdings nicht sehr attraktiv und die alte Burg der Askanier verfiel. Es gab aber ein reiches Franziskanerkloster, die Stadtkirche sowie die Fachwerkhäuser der Bürger.

Wittenberg: Rathaus
Rathaus © goruma (T.Kruse)

Friedrich III. (1463-1525), Kurfürst von Sachsen, der Friedrich der Weise genannt wurde, begann die Stadt Wittenberg ab dem Jahr 1486 auszubauen. In den Jahren 1489/90 bis 1525 ließ der das Schloss als seine Residenz auf den Fundamenten einer askanischen Burg errichten. Er war außerdem für den Bau der Elbebrücke im Jahr 1486 und die Gründung der Universität Wittenberg im Jahre 1502 verantwortlich. Friedrich der Weise holte bekannte Leute wie den Baumeister Konrad Pflüger, Lucas Cranach d. Ä., Albrecht Dürer und Tilman Riemenschneider in die Stadt. Außerdem hielt er über Martin Luther seine schützende Hand.

 

Von der Reformation bis zur Gegenwart

Die Universität war zur damaligen Zeit in ganz Europa sehr angesehen. Luther lernte und lehrte hiier. Er schlug im Jahre 1517 an der Schloss- und Universitätskirche seine 95 Thesen an. Dieses Datum gilt Historikern als der Beginn der Reformation. Luther hatte in den Bürgern der Stadt und in Friedrich den Weisen mächtige Unterstützer. Dieser Rückhalt wurde auch noch beibehalten, als er 1521 von Kaiser Karl V. (1500-1558) vor den Reichstag nach Worms zitiert wurde. Den Reichtag konnte er unversehrt und als freier Mann verlassen. Der noch sehr junge Kaiser wagte es anscheinend nicht, ihn festnehmen oder gar verurteilen zu lassen.

Wittenberg wurde zum Zentrum der Reformation. An der hiesigen Universität wirkte von 1519 - 1560 auch Philipp Melanchthon. Die Stadt prosperierte in dieser Zeit, besonders das Buchdruckergewerbe. Der Schmalkaldische Krieg (1546/47) machte dem jedoch ein Ende. Die Stadt wurde nunmehr von den Albertinern aus Sachsen regiert, die Ihre Residenz in Dresden hatten. Die Stadt besaß von da ab nur noch die Universität und war lediglich als Befestigungsstadt relevant.

Während des Siebenjährigen Krieges (1756 - 1763) war die Stadt heiß umkämpft. Auch in der Belagerung während der Befreiungskriege im Jahre 1813 musste die Stadt heftige Bombardements über sich ergehen lassen. Die von den Franzosen besetzte Stadt wurde in der Nacht vom 13. zum 14. Januar 1814 nach offizieller Lesart von Bogislav Friedrich Emanuel von Tauentzien befreit. In Wirklichkeit war Tauentzien zu dieser Zeit gar nicht in der Stadt. Der wahre Befreier war Leopold Wilhelm von Dobschütz.

In Folge des Wiener Kongresses von 1815 verlor Sachsen ca. 60% seines Gebietes. Dazu gehörte auch Wittenberg, das an die Preußen fiel. Man schloss wenig später die Universität und etablierte stattdessen ein Priesterseminar. Die Stadt wurde preußische Bastion und Kasernenstadt. 

Der Ausbau des Elbehafens im Jahr 1883 als Umschlaghafen vom Wasser auf die Schiene machte die Stadt als Industriestandort wieder interessant. Ende des 19. Jh. wurde eine Sprengstoffwerk (WASAG AG) vor den Toren der Stadt gegründet. 1919 folgte die Gründung eines großen Stickstoffwerkes. Die chemische Industrie sollte bis zu den Zusammenbruch der DDR der Hauptarbeitgeber in der Stadt bleiben. Für die Arbeiter legte man von 1916-1919 die Werkssiedlung Piesteritz als Wohnort an, die von Paul Schmitthenner und Otto Rudolf Salvisberg entworfen worden war.

Unter den Nationalsozialisten erhielt die Stadt im Jahr 1938 den offiziellen Titel Lutherstadt Wittenberg, den sie bis heute stolz trägt. Im Gegensatz zu der benachbarten Stadt Dessau wurde Wittenberg im Zweiten Weltkrieg kaum zerstört, was man der intakten Innenstadt auch ansieht.

Nach der deutschen Wiedervereinigung verlor Wittenberg einen beträchtlichen Teil der Arbeitsplätze. Die Folge war, dass viele Menschen die Stadt verließen. 1992 lebten ca. 55.000 Einwohner in der Stadt und im Jahre 2006 nur noch ca. 46.000.

Wittenberg: Leucorea
Leucorea  © goruma (T.Kruse)

Im Jahr 1994 wurde die Stiftung Leucorea ins Leben gerufen und nach fast 200 Jahren erhielt Wittenberg wieder eine Universität.

Die Lutherstätten Wittenbergs, das Lutherhaus, das Melanchthonhaus, das Schloss und die Schlosskirche wurden 1997 in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen.

Die geschichtsträchtige Stadt Wittenberg zieht heute zahlreiche Touristen aus Deutschland und der ganzen Welt an.




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