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Inhaltsverzeichnis
Die Medina, die Altstadt von Marrakesch
Die Medina von Marrakesch ist genau so, wie man sich den Orient vorstellt. Enge labyrinthartig verschlungene Gassen voller Läden, Shops und feilschenden Händlern werden von Männern in Jellabas, verschleierten Frauen, spielenden Kindern und interessierten Touristen bevölkert. Der alte historische Teil der Stadt wird von der Djemma el-Fna dominiert, dem lebendig-farbenfrohen Hauptplatz der Stadt. Fremdartige, aber irgendwie bekannte Gerüche beleben das bunte Treiben, das von der hektischen Gemächlichkeit der Marktbesucher bestimmt wird. Ochsenkarren, junge Männer auf Mopeds und Frauen mit gefüllten Körben auf dem Kopf drängeln sich durch ein mittelalterlich anmutendes Konglomerat aus Farben und Formen. Südlich von der Djemma el-Fna schlängelt sich die Rue Bab Agnaou zum berühmten Bab Agnaou Bab Agnaou, einem uralten Tor, das den Eintritt zum Kasbah-Viertel der Medina bildet, einem weitaus ruhigeren, weniger überlaufenen Teil der Altstadt von Marakesch. Dort erheben sich auch der Königspalast, der leider nur noch in Überresten erhaltene Palast El-Badi und die Saardier-Gräber. Die Anwesenheit dieser Sehenswürdigkeiten hat natürlich zur Folge gehabt, dass dieser Teil der Medina sauberer und geordneter ist als der Rest der Altstadt. Die Kasbah verfügt darüber hinaus auch über einen eigene kleinere Märkte (Souikas), Restaurants, Cafés und Hotels. Die Medina ist aber auch der Ort, wo man in den herrlichen Riads übernachten kann. Dabei handelt es sich um marokkanische Häuser – meist ehemalige Villen und kleinere Paläste - mit einem Innenhof, die in Hotels bzw. Hostels umfunktioniert wurden. Die meisten Zimmer der Riads gewähren einen Ausblick auf das zentrale Atrium. Schon das Betreten eines Riads versetzt einen in die Erzählungen über Aladdin, denn die Architektur ist malerisch, das Innendécor ausgewählt und die Atmosphäre intim und entspannend.
Djemma el-Fna
Djema el-Fna
Der unbestrittene Mittelpunkt von Marrakesch ist die Djemma el-Fna (Gauklerplatz), das bunte, schrille und betörende Herz der Stadt und ihrer geheimnsivollen Medina. Man zählt „la place“ nicht ohne Grund zu den schönsten und märchenhaftesten Plätzen Nordafrikas, werden doch hier die Gestalten und Geschichten aus 1001 Nacht lebendig. Auf der Djemma treffen sie sich alle: die verrückten Gaukler, die sinnenhaften Musiker, die fremdartigen Henna-Malerinnen, die mutigen Schlangenbeschwörer, die Wasserträger in ihrer farbenfroher Kostümierung, und die Affenflüsterer. Gemeinsam geben sie sich vor malerischer, trommelgeschwängerter Kulisse ein Stelldichein der besonderen Art und konkurrieren um jede Form der Aufmerksamkeit. Abends verwandelt sich das chaotische Konglomerat aus Gerüchen, Farben und Geräuschen in ein atmosphärisches Gepräge aus Garküchen, Musikern, Chleuh tanzenden Jungen, Geschichtenerzählern und Magiern. Die Djemma el-Fna war im Mittelalter nicht nur ein Markt-, sondern auch ein Henkersplatz, was ihren erschreckenden Namen erklärt, der in seiner Übesetzung „Platz der Geköpften“ bedeutet. Der gleichermaßen von Einheimischen wie von Touristen verehrte Platz steht seit dem Jahre 2001 sogar auf der UNESCO-Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Menschheitserbes. Seit einigen Jahren ist die Djemma, die mal ein Busbahnhof gewesen ist, für den Autoverkehr geschlossen. Umrahmt wird sie heute von Cafés, Restaurants, Hotels und Gärten, die als Refugien dienen, in die man sich vor dem Trubel und dem herausfordernden Chaos der Djemma flüchten kann – wenigstens für einige Minuten. Und außerdem natürlich grenzt an die Djemma el-Fna der Marrakesch-Souq, der traditionelle marokkanische Markt, der sowohl die täglichen Bedürfnisse der Einheimischen als auch die der Souvenir haschenden Touristen befriedigt (s. auch weiter unten unter Märkte (Souqs).)
An dem Platz liegt auch das traditionell von Touristen stark frequentierte Cafe Argana. Am 28. April 2011 explodierte hier eine Bombe, die 16 Menschen in den Tod riss und ca. 20 Menschen verletzte.
Henna-Malerei auf der Djemma el-Fna
Es ist fast unmöglich, sich dem orientalisch-sinnlichen Charme von Henna-Bemalungen zu entziehen. Selbst Männer tragen die zeitlichen Kunstwerke auf ihren Armen und Händen, wobei es sich bei diesen Männern außschließlich um Touristen handelt, denn Marokkaner wissen, dass Henna ein Privileg der Frauen ist und ihnen Glück verheißen soll. Mit Vorliebe werden die Bemalungen dann zu Festen wie etwa zu Hochzeiten speziell auf Füße, Hände und Arme aufgetragen. Touristen und Touristinnen sehen das weniger traditionell und lassen sich gerne von den Henna-Malerinnen auf der Djemma ansprechen und verzieren. Das Henna wird dann mit Spritzen direkt auf die Haut aufgetragen und muss nachher etwa eine Stunde in der Sonne trocknen. Anschließend wäscht man es einfach mit klarem Wasser ab und darf sich nun sehr marokkanisch fühlen. Wer allergisch ist gegen schwarzes Henna, sollte nach dem braunen fragen, das weitaus sicherer und natürlicher ist.
Bei den Hanna-Malereien gibt es aber – wie grundsätzlich auf dem orientalischsten aller Plätze – einige Regeln zu beachten:
Zuerst einmal stimmt die Auskunft nicht, das Henna bleibe einen Monat auf der Haut. In Wirklichkeit ist meist nach zwei Wochen keine Spur mehr zu sehen. Weiterhin werden die Malereien extrem teuer angeboten. Etwa 150 Dirham (ca. 14 Euro) pro Bild werden verlangt, was astronomisch ist. Man sollte nicht die Fehler wiederholen, die ein gewisses Mitglied unserer Reaktion gemacht hat, das für eine Arm- und eine Handmalerei tatsächlich 400 Dirham (ca. 36 Euro) hingeblättert hat. Denn mehr als 50 Dirham für ein mittelgroßes Motiv ist Wucher und sollte nicht bezahlt werden. Ein beliebter Trick mancher Henna-Künstlerinnen ist es, den Interessenten einen recht ansprechenden Katalog mit Beispielzeichnungen hinzuhalten, dann aber bereits sofort mit einer Malerei zu beginnen. Und ehe man es sich versieht, hat man schon ein halbes, recht schlecht gemaltes Henna-Motiv auf dem Arm und wird anschließend sofort nach einer völlig wirklichkeitsfremden Bezahlung gefragt. Wer sich also ein Motiv aussuchen möchte, sollte die Arme weg von den Malerinnen lassen. Vor dem Henna-Spektakel sollte man unbedingt immer einen festen Preis ausgemacht haben, um spätere böse Überraschungen zu vermeiden. Manche Malerinnen locken Interessenten an, indem sie verkünden, die Henna-Tätowierungen wären gratis oder man könne danach bezahlen, was man wolle. Diese Auskünfte sind immer falsch und es wird nach dem Fertigstellen der Zeichnung sofort ein (astronomischer) Preis verlangt. Man kann in solchen Situationen entweder den verlangetn Preis bezahlen und sich ausnehmen lassen, stattdessen ein paar Dirhams geben oder einfach weggehen, ohne zu bezahlen. Die Malerinnen werden einen für einige Hundert Meter hinterherlaufen und belästigen, schließlich aber aufgeben und sich einem neuen Opfer zuwenden. Unbedingt sollte man darauf aufpassen, dass manche Henna-Betrügerinnen mit gefährlichen Chemikalien wie PPD arbeiten, die Hautschäden oder allergische Reaktionen nach sich ziehen können.
Herausragende Bauwerke
Koutoubia-Moschee
Die „Moschee der Buchhändler“ ist Marrakeschs größte und eine der ältesten Moscheen Marokkos. Sie erhebt sich majestätisch gleich in der Nähe der Djemma el-Fna und ist ein architektonisches Kind des 12. Jahrhundert. Sie wurde auf Geheiß von Abd al-Mu'min errichtet, dem ersten Kalifen der Almohaden. Benannt wurde sie nach den Buchhändlern, die ihrerzeit ihren Markt nahe der Stelle unterhielten, an der sich das islamische Bauwerk heute in den Himmel reckt. Das imposante, fast 70 (mit Schaft sogar 77) Meter hohe Minarett der Koutoubia ist selbst vom modernen Stadtteil Guéliz aus zu sehen, der mit der Medina über die Avenue Mohammed V. verbunden ist. Es gibt eine recht interessante Legende, der zufolge der Sufi-Heilige und Gelehrte Sidi Abu l-'Abbas es Sabti (1130-1205) an jedem Abend auf das Minarett der Koutoubia steigt und erst wieder heruntersteigt, wenn die armen Blinden von Marrakesch Essen und Obdach gefunden haben.
Bab Agnaou
Das Bab Agnaou, eines der neunzehn Tore von Marrakesch, wurde im 12. Jahrhundert und mithin in der Zeit der Almohaden erbaut. Sein Name geht auf die Sprache der Berber zurück und bedeutet so viel wie „Land der Schwarzen“. Das insbesondere der Repräsentation dienende Tor weist Ecksteine mit Blumendekorationen auf sowie Zitate aus dem Koran. Durch das Tor gelangt man zur königlichen Kasbah (s. unten), die sich im südlichen Teil der Medina befindet.
Bahia-Palast
Der Bahia-Palast ist deshalb so sehenswert, weil er einen guten Eindruck davon vermittelt, was es bedeutet haben muss, im 19. Jahrhundert ein reicher Mann in Marrakesch gewesen zu sein. Der wundervoll dekorierte Palast besticht neben seiner eigenen Schönheit und den imposanten Innenräumen durch einen hübschen Garten mit ruhigen Höfen, Bananenpflanzen und herrlichen Blumen. Für nur 10 Dirham erhält man Einblicke in den Sultanspalast, der sich am besten durch eine der geführten Touren erschließen lässt.
Ben Youssef Madrassa
Diese Madrassa (dt. Schule) gehört zu den größten von ganz Nordafrika. Die Schule befindet sich gleich neben der Ben Youssef-Moschee und enthält viele Kunstwerke.
El-Badi-Palast
Erbaut wurde der Palast 1578 vom Saardier-König Ahmad al-Mansur. Man geht davon aus, dass das Originalbauwerk einst 360 Räume besaß und einen Hof, der 135 Meter lang und 110 Meter breit war. Reich dekoriert muss er gewesen sein, der Palast: mit kostbarem italienischem Marmor und Gold aus dem Sudan. Vom einst imposanten Palast El Badi sind heutzutage leider nur noch die Grundmauern zu sehen. Sie verweisen auf die unglaubliche Größe, die das heute von Störchen bevölkerte Bauwerk einst gehabt haben muss. Leider wurde es vom Alaouiten-Sultan Mawlay Ismail niedergerissen, der mit den Materialien seinen eigenen Palast in Meknès bereichern wollte. Einige Untergrundwege des Badi-Palastes können von neugierigen Besuchern begangen werden. Die Kosten für einen solchen Ausflug liegen derzeit bei 10 Dirham.
Kasbah
Die einst vom Almohaden-Sultan Yaqub al-Mansour erbaute Kasbah von Marrakesch erhebt sich im Süden der Medina und in guter Nachbarschaft zur Moschee El Mansouria, zum El Badi-Palast und zu den Saardia-Gräbern. Man betritt die Kasbah durch das Bab Agnaou, eines der neunzehn Tore von Marrakesch.
Pavillion der Menara-Gärten
Im Westen von Marrakesch breiten sich die hübschen Menara-Gärten aus, in deren Mitte sich ein Pavillion befindet, der mittlerweile von kaum einer Postkarte aus Marrakesch wegzudenken ist. Er wurde im 16. Jahrhundert während der Saardier-Dynastie erbaut und im Jahre 1869 restauriert. Heute beherbergt er u.a. ein kleines Cafés.
Saadiergräber
Die auf das 16. Jahrhundert zurückgehenden Saardier-Gräber gehören unbedingt zu den feinsten Beispielen der islamische Baukunst in Marokko. Bis zum beginnenden 20. Jahrhundert waren sie unentdeckt und in dem Zustand geblieben, in dem sie einst zu Zeiten der Saardier-Herrscher gewesen sein müssen. Wahrscheinlich wurden sie aus Gründen des Aberglaubens nicht zerstört, so dass sie die vergangenen Jahrhunderte überdauern konnten. Im Inneren sind kostbare marokkanische Fliesen (Zelij) zu sehen und andere hübsche Dekorationselemente. Braucht man auch nicht viel Zeit, die Gräber zu entdecken, so ist ein Besuch doch mehr als lohnenswert.
Museen
Dar Si Saïd Museum
In der Rue Riad Zitoun Jdid, also nur fünf Gehminuten von der Djemma el-Fna entfernt, wurde in einem alten Palast das Dar Si Saïd Museum untergebracht. Zu sehen sind dort verschiedene marokkanische Artefakte wie Waffen, Holzschnitzereien und Musikinstrumente. Weiterhin wurden Exponate ausgestellt, die sich auf das Kunsthandwerk des Landes beziehen. Dazu gehören Keramiken, Teppiche und Bekleidung, die sämtlichst aus Marrakesch oder der Umgebung stammen.
Fotomuseum - Maison de la Photographie
Das recht junge und wirklich einzigartige Maison de la Photographie, das Haus der Fotografie also, findet man in der Rue Ahal Fès. Ausgestellt werden dort Exponate, die Fotoarbeiten zeigen, welche die Anfänge und die Entwicklung der marokkanischen Fotografie dokumentieren. Entspannen kann man sich nach dem Besuch auf der Aussichtsterrasse, auf der auch Speisen und Getränke serviert werden.
Islamisches Kuntsmuseum von Marrakesch
Der hübsche Jardin Majorelle beherbergt nicht nur eine wundervolle Blumen- und Pflanzenpracht, sondern auch das Islamische Kunstmuseum von Marrakesch. Yves Saint-Laurent persönlich hat nordafrikanische Stücke aus seiner ganz privaten Kollektion hergegeben, um dem Museum seinen Flair zu verleihen. Weiterhin sind Gemälde, Schmuckwaren und Keramiken ausgestellt.
Märkte (Souqs)
Die Märkte bzw. Souqs von Marrakesch sind legendär und gehen von der berühmt-berüchtigten Djemma el-Fna ab, dem Hauptplatz der Medina. In dem Gewirr aus Straßen, Gassen und Wegen reihen sich endlos die Läden auf, die von Gewürzen über Djellabas und Schuhe bis hin zu Tee und Seife einfach alles anbieten, was das Herz begehren könnte. Ein wahres Paradies für Menschen, die sich gerne treiben lassen und sich dem orientalischen Konsum umd Feilschen so richtig hingeben wollen. Als Ausländer die Märkte zu besuchen heißt aber auch, dass man immer (um ein Vielfaches) höhere Preise zahlen muss, als es von den Einheimischen verlangt wird. Daher ist das Handeln unerlässlich, um wenigstens für etwas “Gerechtigkeit” zu sorgen. Die gute Nachricht aber ist, dass die Händler in Marrakesch weit weniger aggressiv und forsch sind als etwa ihre Kollegen in Ägypten oder auch der Türkei. Geht einem mal das Geld aus, findet man in den Märktgängen zahlreiche Männer, die einen mit Dirhams versorgen – natürlich aber nur im Austausch mit Dollar oder Euros. Wer es mit dem Handeln nicht so hat, findet zwei staatliche Läden, in denen man Kunsthandwerk zu festgelegten Preisen erwerben kann. Diese boutiques d’artisans gibt es einmal an der Djemma El-Fna und weiterhin in der ville nouvelle, der Neustadt von Marrakesch.
Wer einfach nicht weiß, was er kaufen soll, kann es ja mit einigen Kostproben der Gewürze versuchen oder mit einer Flasche Argan-Öl, das nur in Marokko hergestellt und zum Kochen und zur Schönheitspflege verwendet wird. Der Geschmack ist recht nussig. Während das Öl im Souq kaum mehr als 40 Dirham kostet, bezahlt man auf dem Flughafen für 250 ml ungefähr 25 Euro. Dieser Preisunterschied dürfte für die Souqs sprechen. Des weiteren kann man in Marrakesch preiswerte, aber hoch qualitative (Kamel-)Lederprodukte kaufen wie Jacken und Schuhe. Außerdem sind Mitbringsel aus Kaktus-Wolle sehr beliebt. Dazu gehören etwa Schals, Bettbezüge oder Handtaschen. Hübsche Kschmirschals findet man auf den Märkten ebenfalls. Am unbelebtesten sind die Souqs der Stadt während des Freitagsgebets. Dann sind einige Läden zwar auch geschlossen, aber die meisten haben geöffnet und sind dann wesentlich weniger überfüllt als in der normalen Geschäftszeit.
Hier sind einige Preisrichtlinien, an die man sich getrost halten kann: Eine Djellaba sollte in schlechterer Qualität nicht mehr als 90 Dirham und in besserer nicht mehr als 150 Dirham kosten. Bilder (70 x 50 cm) kann man für 50 Dirham haben, Hausschuhe für etwa 50 Dirham und Straßenschuhe für nicht mehr als 90 Dirham. Frauenkleider aus Wolle kosten in minderer Qualität etwa 30 Dirham.
Schlangenbeschwörer
Die lärmenden und faszinierenden Schlangenbeschwörer mit ihren Indischen Brillenschlangen dominieren die malerische Szenerie der Djemma el-Fna, so dass sie einem sicherlich zuerst ins Auge fallen werden, wenn man den Platz (zum ersten Mal) betritt. Das befremdliche Schaupiel ist interessant und irgendwie vertraut: Natürlich werden die lieben Schlangen nicht von der wundervollen Musik, sondern von den schwingenden Bewegung der Flöten gezähmt. Indische Brillenschlangen beißen übrigens nicht nach oben, so dass man durchaus Schlangenbeschwörer sieht, welche die fußlosen Tierchen „todesverachtend“ auf den Kopf küssen. In den meisten Fällen sind den Schlangen vorher aber ohnedies die Giftzähne gezogen worden, was dem Artisten mehr Sicherheit und mehr Beifall gewährt. Nähert man sich dem Schlangengewirr, wird man fast sofort von einem routinierten Schlangenbeschwörer eingeladen, sich zu setzen und fotografiert zu werden. Anschließend werden horrende 200 Dirham (ca. 20 Euro) für vier Fotos verlangt, was beweist, dass man es hier mit ausgebufften Geschäftsmännern zu tun hat. Protestiert man, kommt sofort ein scheinbar unbeteiligter Marokkaner des Wegs, der den hohen Preis bestätigt und auf die Bezahlung drängt. Man hat in diesem Falle drei Möglichkeiten: Man bezahlt die 200 Dirham, man gibt stattdessen nur etwa 5 Dirham und zieht Protest nach sich oder man geht einfach ohne Bezahlung davon, muss aber damit rechnen, dass man wenigstens für ein paar Hundert Meter wütend verfolgt wird, bevor die Schlangenbetrüger aufgeben.
Parkanlagen und Gärten
Agdal-Gärten
Die Agdal-Gärten, seit 1985 Bestandteil der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes, breiten sich als älteste Parkanlage Marrakeschs über einige Kilometer verstreut südlich vom Königspalast Dar El Makhzen aus. Angelegt wurde das entzückende grüne Reich mit seinen Verstreuten Pavillions bereits im 13. Jahrhundert unter Idris I. al-Ma'mun, dem damaligen Herrscher der Almohaden. Allerdings ist die heute zu sehende Gestalt des Parks mitsamt seinen Mauern ein Kind des 19. Jahrhunderts. Granatapfel-, Oliven- und Orangenbäume bereichern den Park ebenso wie das große Wasserbecken Es Sala, an dem auch der Palast Dar el Hana steht, ein Prachtbau mit Aussichtsterrasse und beeindruckendem Blick zum Hohen Atlas.
Jardin Majorelle
Beim Jardin Majorelle handelt es sich um den botanischen Garten von Marrakesch. Benannt wurde er nach dem französischen Maler Jacques Majorelle, der seit 1919 in der Stadt lebte und 1923 die Grundlagen für den heutigen Garten legte. Ihm zu Ehren wurde auch eine spezielle Stufe des Kobaltblaus nach ihm benannt, das Majorelle-Blau, das der Künstler auch für seinen Garten gerne verwendet hat. Im seit 1947 öffentlich zugänglichen Park sind Pflanzen aller Kontinente beheimatet, die seit 2000 mit Hilfe einer automatischen Bewässerungsanlage versorgt werden. Mit dem Jardin Majorelle ist weiterhin der berühmte Name des Modeschöpfers Yves Saint-Laurent verbunden, der den Garten 1980 gemeinsam mit seinem Partner und Lebensgefährten Pierre Bergé aufgekauft und sich um seine Erhaltung und Neugestaltung gekümmert hat. Saint-Laurent hat im Garten aber nicht nur Inspirationen für seine Modekollektionen empfangen. Vielmehr hat er später in der im Park gelegenen Villa gelebt und nach seinem Tode im Jahre 2008 seine Asche im dortigen Rosengarten verstreuen lassen.
Anmerkung:
Wer den Park besuchen möchte, sollte sich in den frühen Morgenstunden einfinden, um den Menschenmassen zu entgehen, die sich spätestens zur Mittagszeit einfinden und die Atmosphäre beeinträchtigen können. Der Eintritt des im Stadtteil Guéliz gelegenen Parks liegt derzeit bei 30 Dirham.
Im Jardin Majorelle steht auch das Islamische Kunstmuseum von Marrakesch.
Menaragärten (frz. Jardin de la Ménara)
Der ungefähr 100 Hektar große öffentliche Stadtpark - etwa drei Kilometer von der Stadtmauer entfernt - geht auf das 12. Jahrhundert und die Almohaden zurück, die dort ihrerzeit eine Olivenplantage anlegten. Die seit 1985 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes stehenden Gärten werden durch ein Kanalsystem bewässert, das von einem See im Zentrum des Parks ausgeht.
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