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Geschichte von Jever

Kurzübersicht

Deutschland, Jever, Altstadt
Altstadt © goruma (T.Kruse)

Um 826 kam Jever unter die Herrschaft des dänischen Herrschers Horik I. (gest. 854), der nach seinem Übertritt um Christentum von Ludwig I. - dem Frommen (778-840) - die Grafschaft Rüstringen zum Lehen erhielt - damals gehörte Jever zur Grafschaft.

In der Gudrunsage aus dem 9. Jahrhundert wird über die Herrschaft der Dänen in Friesland berichtet
In  den Jahren von 961 bis 1086 wurde Jever von Herzögen regiert und darauf von gewählten "Richtern".
Die Zeit der friesischen Freiheit mit den gewählten Richtern von 1100 - 1359 wurde dann um 1359 durch die Häuptlingsherrschaft - die bis 1575 andauerte - abgelöst. Unter der Herrschaft der letzten Häuptlingsfrau, Maria von Jever (1500-1575), erhielt Jever im Jahre 1536 die Stadtrechte.
Nach ihrem Tod war diese Dynastie ausgestorben und Jever fiel an die Grafschaft Oldenburg - und dann Mitte des 17. Jahrhunderts an Anhalt-Zerbst.
Von 1793 bis 1806 und dann wieder von 1813 bis 1818 wurde Jever von der Zarin bzw. dem Zaren von Russland beherrscht. Im Jahr 1806 wurde Jever von niederländischen Truppen besetzt und von 1810  bis 1813 herrschten hier die Franzosen unter Napoleon.
Im Jahr 1818 fiel Jever wieder an das Großherzogtum Oldenburg zurück, wo es bis 1918 - dem Ende des Ersten Weltkriegs verblieb.

Zeit der Herzöge

Die Zeit der Herrscher der Herzöge aus Sachsen und danach der hannoverschen Welfen dauerte von 961 bis 1086. Der erste Stammesherzog von Sachsen, der auch hier in Jever regierte, war Hermann Billung (909-973).

Zeit der Richter und Häutplinge

Die so genannte Zeit der Richter währte vom Jahr 1100 bis 1359. In dieser Zeit waren sie keinem Herrscher untertan sondern wählten ihre Richter selber. Diese Periode wird als Friesische Freiheit bezeichnet.
Im Jahr 1359 vereinigte Edo Wiemken der Ältere (-1415) aus dem Geschlecht der Papinga die Herrschaftsbereiche der drei Häuptlinge in Rüstringen, Östringen und Wangerland, die auch hier die Zeit der Friesischen Freiheit beendet hatten.
Ab dem Jahr 1428 wurde die infolge früherer Auseinandersetzungen zerstörte Jever Burg unter Hayo Haelda wieder aufgebaut.
Bis zum Jahr 1575 herrschten die Nachkommen von Edo Wiemken über das Jeverland. Es gelang während dieser Zeit, die Herrschaftsansprüche der Grafen von Ostfriesland aus der Familie der Cirksena, die die hiesige Häuptlingsherrschaft beendet hatten, abzuwehren.
Es sei erwähnt, dass es Hinweise gibt, die auf  enge Beziehungen um das Jahr 1400 zu den Vitalienbüdern unter Klaus Störtebeker (1360-1401) und Goedeke Michels (hingerichtet 1401) hindeuten.

Der letzte Häuptling des Jeverlandes war Edo Wiemken der Jüngere (1454-1511). Nach seinem Tod kam Jever für eine kurze Zeit unter die Herrschaft des ostfriesischen Grafen Edzard I. des Großen (1462-1528). Aber Maria von Jever (1500-1575) - Fräulein Maria - die Tochter  von Edo Wiemkens, stellte die Unabhängigkeit  von Jever wieder her. Im Jahr 1536 hatte sie Jever das Stadtrecht verliehen, weshalb sich Jever als "Marienstadt“ bezeichnet - die Verleihung wurde jedoch erst 1572 schriftlich bestätigt.
Während der Herrschaft von Maria versuchten die Ostfriesen - während ihrer Abwesenheit in den Niederlanden - vergeblich 1532 Jever und die Burg zu erobern. Das misslang zwar, aber dennoch fielen große Teile der Stadt den Flammen zum Opfer. Daraufhin wurden ab 1536 zum Schutz rund um die Stadt mit bis zu 7 m hohe Wallanlagen und Wassergräben (Graften) angelegt. Die hier befindlichen hölzernen Stadttore wurden aber 1553 Opfer eines Stadtbrandes und wurden danach durch  gemauerte Tore ersetzt. Von diesen drei Toren (Burgtor, St. Annen-Tor, Wangertor) ist allerdings keines mehr erhalten. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Wälle dann abgetragen und die Graften an den Toren zugeschüttet. Das geschah auf Befehl des Großherzogs aber nur unter der Maßgabe, dass die Reste der Wallanlagen zu einer Promenade umgewandelt würden.
Ein prächtiges Grabmal zu Ehren von Edo Wiemken dem Jüngeren befindet sich in der hiesigen Stadtkirche. Es wurde von seiner Tochter Maria rund 50 Jahre nach seinem Tod errichtet.

Hinweis
Den Begriff Häuptling kennt man in der Regel von den Indianern. Hier in Friesland war es in der frühen Neuzeit die übliche Bezeichnung für die Männer, die durch Reichtum, gesellschaftlichen Einfluss oder wehrhafte Gebäude - wie Steinhäuser - eine bestimmte Machtstellung erreicht hatten. Es gab bei den Friesen anfangs keine Adelsherrschaft und die Gemeinschaften waren genossenschaftlich organisiert. Anfangs benötigten die Häuptlinge noch die Bestätigung durch die Gemeinschaft, aber allmählich entwickelte sich daraus eine vererbbare Familiendynastie.

Reformation in Jever

Die Reformation erreichte das Jeverland unter der Herrschaft von Maria von Jever. Die Reformationsbestrebungen in Jever wurden - trotz der Feindschaft mit Ostfriesland - von dort aus maßgeblich beeinflusst.
Etwa Mitte des 16. Jahrhunderts hatte sich die Reformation dann im gesamten Jeverland durchgesetzt. Das führte u.a. dazu, dass sich Maria das Recht nahm, alle Pfarrstellen in ihrer Funktion als Landesherrin selber zu besetzen
Außerdem richtete sie als oberste Kirchenbehörde des Landes ein Konsistorium ein. Bis heute ist die Region weitgehend protestantisch geprägt - so gehören in Jever rund 8.030 Menschen den evangelischen Gemeinden an (evangelisch, ev.-lutherisch und ev.-reformiert), aber nur rund 1.260 sind römisch-katholisch.

1. Herrschaft von Oldenburg (1575-1667)

Zwischen den Jahren 1575 und 1667 war das Jeverland unter der Herrschaft von Oldenburg. Nach dem Tod von Maria von Jever übernahm Graf Johann VII. (1540-1603) von Oldenburg in Personalunion auch die Herrschaft in Jever.
Wegen seiner Aktivitäten beim Deichbau, mit der er 1598 begonnen hatte, erhielt er später den Beinamen "Der Deichbauer":
Der letzte Herrscher der Grafen von Oldenburg, der auch in Jever herrschte, war Graf Anton Günther (1583-1667). Er regierte von 1603 bis zu seinem Tod 1667. Eine besondere Leistung  von Graf Günther bestand darin, dass er sein Land weitgehend aus den Wirren des Dreißigjährigen Krieges heraushalten konnte.
Aus der Zeit der Oldenburger Herrscher Zeit stammt u.a. das zwischen 1609 und 1610 erbaute Rathaus in Jever, von dem allerdings nur noch die Renaissancefassade weitgehend erhalten ist. Der Rest wurde 1963 umgebaut und weitgehend entkernt.

Herrschaft von Anhalt-Zerbst (1667-1793)

Deutschland, Jever, Schloss
Schloss © goruma (T.Kruse)

Nach dem Tod von Graf Anton Günther im Jahr 1667, der ohne männlichen Erben verstorben war, kam das Jeverland an seinen Neffen, den Fürsten Johann von Anhalt -Zerbst (1621-1667) aus dem Geschlecht der Askanier, der jedoch noch im selben Jahr  verstarb.
Danach übte seine Witwe in Vertretung für den minderjährigen Sohn Carl Wilhelm (1652-1718)  die Macht aus. Carl Wilhelm regierte von 1674 bis 1718.
Deren Herrschaft wurde jedoch von 1675 bis 1677 durch die Dänen unterbrochen und 1679 fielen französische Truppen ein. Und von 1683 bis 1689 kam es erneut zu einem Einfall der Dänen.

Der letzte Herrscher des Fürstentums Anhalt-Zerbst war Fürst Friedrich August (1734-1793).  Er regierte von1751 bis 1793 und ließ u.a. fünf Kasernen in der Stadt errichten. Von 1763 bis zu seinem Lebensende lebte er nicht mehr in Jever sondern zuerst in Basel und dann in Luxemburg. Er war der Bruder von Katharina der Großen (1729-1793).
Mit dem Tod von Friedrich August erlosch die Herrscherlinie und das Land wurde zwischen den übrigen anhaltischen Ländern Anhalt-Bernburg, Anhalt-Köthen und Anhalt-Dessau aufgeteilt.
Die Herrschaft Jever wurde jedoch an Katharina die Große vererbt und kam somit unter russische Herrschaft.

Hinweis
Von 1603 bis 1793 war Zerbst die Residenz des Fürstentums Anhalt-Zerbst. Zerbst liegt im heutigen Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt.

Russische, holländische und französische Herrschaft

Deutschland, Jever, Denkmal von Fräulein Maria
Denkmal von Fräulein Maria © goruma (T.Kruse)

Wie vorher dargestellt, kam Jever 1793 unter die Regentschaft von Katharina der Großen (1729-1796), der jüngeren Schwester von Friedrich August. Als Kind und Jugendliche hieß sie Sophie Auguste, heiratete aber im Alter von 16 Jahren den späteren Zaren Peter III. (1728-1762), den Sohn von Zarin Elisabeth (1709-1762), die am 5. Januar 1762 verstorben war. Nach dessen Absetzung - und Ermordung am 17. Juli 1762 - wurde sie am 9. Juli 1762 unter der Bezeichnung Katharina II. Zarin von Russland.
Als Administratorin setze Katharina die in Jever lebende Witwe von Friedrich August - Friederike Auguste Sophie - ein, die dieses Amt bis 1807 inne hatte. Diese Regelung eines Administrators wurde auch nach dem Tod von Katharina unter ihren Nachfolgern Paul I. (1754-1801) und Alexander I. (1777-1825) beibehalten

Diese erste russische Herrscherzeit endete im Jahr 1806. Im Oktober dieses Jahres wurde Jever durch König Ludwig Bonaparte von Holland - einem Bruder von Napoleon - besetzt. Mit dem Frieden von Tilsit wurde das Jeverland sogar Teil des Königreichs Holland. Deren Besetzung dauerte bis zum Jahr 1810.
Von 1810 bis 1813 eroberten die Truppen von Napoleon das Jeverland und verleibten die gesamte Nordseeküste zwischen den Niederlanden und Schleswig-Holstein dem Kaiserreich Frankreich ein. Die französische Besatzung dauerte bis zum Jahr 1813. Danach kam Jever zum zweiten Mal und zwar von 1813 bis 1818 unter die Herrschaft von Russland - seinerzeit herrschte hier Alexander I. und zwar von 1801 bis 1825.

2. Oldenburger Herrschaft

Zwischen 1818 und dem Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 1918 wurde Jever von den Großherzögen von Oldenburg regiert. Der erste oldenburgische Regent über Jever war Peter Friedrich Ludwig (1755-1829), der den ihm bereits 1815 verliehenen Titel eines Großherzogs jedoch nicht trug. Der letzte Großherzog von Oldenburg war Friedrich August von Oldenburg (1852-1931), der sich nach seiner Abdankung am 11. November 1918 auf das Schloss Rastede zurückzog.

Freistaat Oldenburg

Nach der Abdankung von Großherzog wurde Jever Teil des Freistaats Oldenburg, der trotz der Gleichschaltung durch das NS-Regime, offiziell bis kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bestand. Die Gleichschaltung durch die Nazis bestand darin, dass von 1933 bis 1945 das Land zusammen mit dem Land Bremen einem Reichsstatthalter unterstellt wurde.
Der Freistaat Oldenburg war bis 1933 eine parlamentarische Demokratie und Teil des Deutschen Reiches - der Weimarer Republik - und wurde 1946 Teil von Niedersachsen.

Von 1946 bis heute

Von 1946 bis 1978 gehörte Jever zum Verwaltungsbezirk Oldenburg, der aber 1978 aufgelöst wurde und im Regierungsbezirk Weser-Ems aufging. Aber zum 1. Januar 2006 wurden alle vier bis dahin bestehenden Regierungsbezirke aufgelöst, sodass es unterhalb der Landesregierung von Niedersachsen nur noch 38 Landkreise und 8 kreisfreie Städte gab und gibt.
Im Jahr 1977 wurde der Landkreis Friesland mit der Kreisverwaltung in Jever aufgelöst.
Mit Wirkung vom 1. Januar 1980 entstand der Landkreis Friesland wieder in seiner alten Form mit Jever als Kreisstadt.




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