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Stadtgeschichte

Von den Anfängen Ghoms bis zum 7. Jahrhundert

Eine Siedlung namens Kum existierte bereits in vorislamischer Zeit, wie architektonische Entdeckungen nahe legen. Experten gehen davon aus, dass diese Siedlung ab dem 5. Jahrtausend v.d.Z. bestanden haben wird. Sowohl islamische Artefakte als auch historische Texte deuten an, dass der als Kum bezeichneten Stadt schon bald eine größere regionale Bedeutung zukam. Den Namen Ghom (Qom) erhielt die Stadt mit der erobernden Ankunft der Araber im Persien des 7. Jahrhunderts. Dokumente aus dem Mittelpersischen überliefern den Namen Goman aus der Regierungszeit des iranischen Großkönigs Schapur I. (240 bis 270).

 

Ghom bis ins 16. Jahrhundert

Ghom fiel während des Kalifats von Umar ibn al-Khattāb (592 bis 644) in die Hände der arabisch-islamischen Kämpfer. Im Jahre 645 war es zudem Abu Musa Ash'ari (Statthalter von Kufa), der unter seinem Kommando Einheiten in die Region schickte, was verständlicherweise zu starken Konflikten mit der ortsansässigen Bevölkerung führte.

In der Zeit der Seldschuken blühte Ghom auf, erlebte aber unter den Mongolen erhebliche Zerstörungen. Unter der Herrschaft von Öldscheitü (pers. Muhammad Khudabænde) konvertierte die Stadt im 14. Jahrhundert zum Islam und blühte aufgrund ihrer größer werdenden Bedeutung erneut auf. Diese Blütezeit wurde erheblich gestört, als im späten 14. Jahrhundert Tamerlane (auch Timur Lenk) in die Stadt einfiel, sie ausplünderte und ihre Bevölkerung massakrierte. Unter der Dynastie der Safawiden indes stieg die Bedeutung der Stadt erneut an, was sie ihrem berühmten religiösen Schrein der Fatima Masuma verdankte, die im Jahre 817 in Ghom verstorben war. Fatimas große Bedeutung liegt darin, dass sie die Schwester des achten Imams (Imam Reza) gewesen ist.
Bis 1503 wurde Ghom zu einem der bedeutendsten Zentren schiitischer Theologie und ebenfalls zu einer wichtigen religiösen Pilgerstätte.

 

Von den Afghanen bis in die Moderne

Unter der afghanischen Invasion erlebte Ghom einen schweren wirtschaftlichen Niedergang und litt zudem erheblich unter der Herrschaft von Nādir Schāh Afschār (1736 bis 1747 Schah von Persien) sowie unter den Konflikten zwischen den Herrscherhäusern der Zandieh und der Qajariyeh, die die Gewalt über den Iran an sich reißen wollten. Im Jahre 1793 kam Ghom schließlich unter die Kontrolle von Agha Muhammad Khan Qajar, dessen Kadscharen-Dynastie Persien bis 1925 regierte. Der seinen Feinden überlegene Kadscharen-Sultan Fæteh Æli Shah sorgte für die Reparationen am heiligen Grab der Hazrat Ma´soomeh.

Nachdem die russische Armee im Jahre 1915 in die heutige Großstadt Karadsch (ca. 40 km von Teheran entfernt) eingefallen war, flohen viele Einwohner Teherans nach Ghom, das damals sogar als neue Hauptstadt diskutiert wurde. Indes machten Engländer und Russen solchen Plänen ein schnelles Ende, indem sie Ahmad Shah Qajar unter politischen Druck setzten. In dieser Zeit wurde das so genannte "National Defense Committee" in Teheran eingerichtet. Ghom hingegen wurde zu einem politischen und militärischen Zentrum gegen die koloniale Macht der Briten und Russen.

War die Bedeutung Ghoms als wichtiger Ort für die religiöse Lehre zwischen etwa 1820 und 1920 im Niedergang begriffen, so stieg doch die Wichtigkeit der Stadt erneut und erheblich an, als der Geistliche und Reformator Abdolkarim Haeri Yazdi die Einladung annahm, von Sultanabad (heute Arak, Iran) nach Ghom umzuziehen und dort zu unterrichten. Und ein weiterer berühmter Name ist mit dem der Stadt Ghom verbunden: Kein Geringerer als der Ayatollah Ruhollah Khomeini hatte in den Jahren 1964 und 1965 seine Opposition gegen Reza Schah Pahlavi von Ghom aus geführt, bevor er ins Exil gehen musste.

 

Ghom heute

Heute ist Ghom das weltweit größte Zentrum des schiitischen Islams. Etwa 50.000 Seminaristen aus 70 Ländern leben in der Stadt, viele davon Frauen und Nicht-Schiiten. Mit der Islamisch-Theologischen Hochschule verfügt Ghom über die wichtigste schiitische theologische Hochschule (pers. Hawza) des Landes. Die Hauptstadt der gleichnamigen iranischen Provinz gehört auch zu den am schnellsten wachsenden Orten des Landes und ist nach Maschhad die zweitheiligste Stätte der Schia. Ghom ist zudem Heimat der religiösesten Kleriker des Iran; diese regieren das Land seit der Revolution von 1979 mit eiserner Hand.

In der Stadt werden zudem Glas, Tonwaren und Baumwolltextilien hergestellt sowie landwirtschaftliche Güter wie Getreide, Baumwolle, Obst, Nüsse und Mohn verarbeitet. Neben Erdgas- und Erdölfeldern nahe der Stadt besteht seit 1991 auch ein Raketentestgelände. Im Jahre 2009 wurde wohl bekannt, dass sich in der Nähe von Ghom eine Anlage des Iranischen Atomprogramms befinde.

Mit etwa 200 historisch bedeutsamen Orten gehört Ghom auch zu den wichtigsten Orten iranischer Kultur. Die Iran's Cultural Heritage Organization führt insgesamt 195 Stätten auf, zu denen solche bedeutsamen Bauwerke gehören wie natürlich der Schrein von Fatimah al-Masumah, die Jame´Moschee, das Astaneh Moqaddaseh Museum, der Ghom Bazaar, die Jamkaran-Moschee und die Mar'ashi Najafi Bibliothek mit ihren mehr als 500.000 handschriftlichen Texten und Kopien.
 




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