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Tibet: Geschichte

Tibet bis etwa zum Jahr 1000

Tibet, Palcho Kloster in Gyantse ©goruma (©goruma (v. von hochberg)

Tibets Geschichte reicht bis ins Jahr 127 v. Chr. zurück, in dem der erste König Tibets, Nyatri Tsenpo, die verschiedenen tibetischen Stämme zu einer Nation vereinte. Nach ihm regierten 41 Könige der Yarlung-Dynastie bis 842 n. Chr. in Tibet. Zu dieser Zeit war Tibet eine bedeutende politische und militärische Macht in Zentralasien. 648 n. Chr. zogen die Tibeter in Nordindien ein und weiter bis nach Burma. Im Osten fielen die tibetischen Truppen in das Reichsgebiet der chinesischen Tang-Dynastie ein.
Unter der Herrschaft des Königs Songtsen Gampo (617 - 649 n. Chr.) wurde Tibet zu einem mächtigen Staat mit einer Zentralregierung, einer eigenen Kultur, Religion und Schrift, einem Gesetz, einer Armee sowie Beziehungen mit dem Ausland. Während dieser Zeit gelangte der Buddhismus nach Tibet und die tibetische Schrift wurde entwickelt. König Songtsen Gampo begründete zudem 16 allgemeine moralische Verhaltensregeln, die von den Tibetern als ihr erstes Gesetzbuch betrachtet werden.
Mit der Einführung des Buddhismus in Tibet wurden zudem religiöse und kulturelle Beziehungen mit Indien eingeleitet. 741 wurde ein Grenzvertrag zwischen China und Tibet abgeschlossen. Mit dem Einfall der tibetischen Armee in China im Jahr 780 sowie der Eroberung der damaligen kaiserlichen Hauptstadt Chang'an (heute Xi'an) nahm der Friedens zwischen Tibet und China jedoch ein Ende.
Unter der Herrschaft des Königs Trisong Detsen erreichte Tibet den Höhepunkt seiner politischen und militärischen Macht.
In den letzten Jahrzehnten des 8. Jahrhunderts konnte sich der Buddhismus in Tibet durchsetzen. 779 wurde das erste tibetische Kloster, Samye, gegründet, die Geistlichen hatten die höchsten Stellen in der Verwaltung Tibets inne.
Die ersten historisch dokumentierten sozialen Reformen wurden von dem tibetischen König Muni Tsenpo (Regierungszeit: 797 - 804 n. Chr.) durchgeführt. Nach der Thronbesteigung des 40. Königs von Tibet, Ngadhak Tri Ralpachen (815 - 836 n. Chr.), wurden große Verbände tibetischer Streitkräfte an die Grenze zu China gesandt. Durch die Vermittlung buddhistischer Mönche aus Tibet und China konnte im Jahre 821 jedoch ein Friedensabkommen zwischen den beiden Ländern abgeschlossen werden.
Der letzte tibetische König, Lang Darma, war ein Anhänger der einheimischen Bön-Religion. Während seiner Regierungszeit wurden Anhänger der buddhistischen Religion verfolgt und unterdrückt. Mit seiner Ermordung durch einen buddhistischen Mönch zerfiel das tibetische Großreich. Die chinesische Tang-Dynastie gewann die meisten der durch Tibet annektierten Gebiete zurück. Nach dem Ende der Tang-Dynastie im Jahre 907 spalteten sich sowohl das chinesische als auch das tibetische Reich in kleine Fürstentümer ohne Zentralregierung auf.

Tibet vom Jahr 1000 bis zum 17. Jahrhundert

1247, nach circa 400 Jahren politischer Uneinigkeit und Zersplitterung, wurde Tibet unter den Sakya-Lamas, einer Dynastie von 20 Lama-Königen, die von 1249 bis 1358 die politische und religiöse Herrschaft über Tibet mit der Unterstützung der Mongolen aufrechterhielten, wieder geeint. 1249 wurde der bedeutendste Lama seiner Zeit und Abt des Sakya-Klosters, Kunga Gyaltsen (1162 - 1251), zum Vize-König von Tibet erhoben. Sein Neffe, Sakya Drogön Phakpa (1235 - 1280), wurde 1253 von Kublai Khan (1216 - 1295), einem mongolischen Herrscher, zum weltlichen Herrscher über Tibet erhoben.
Der oberste Lama-Herrscher wurde gleichzeitig als geistlicher Ratgeber des chinesischen Kaisers angesehen. Der Kaiser hatte seinerseits die Funktion des Schutzpatrons über Tibet. Dieses Verhältnis zwischen Tibet und China blieb auch nach dem Ende der mongolischen Yuan-Dynastie in China bestehen und in den Beziehungen zwischen den Dalai Lamas von Tibet und den Mandschu-Kaisern von China weitergeführt.
Nach dem Fall der mongolischen Yuan-Dynastie im Jahr 1368 erlangte Tibet seine Unabhängigkeit wieder. Der tibetische Fürst Changchub Gyaltsen (1302 - 1364) aus der adligen Phagmo-Drupa-Familie, die von 1358 bis 1436 über Tibet herrschte, setzte sich 1350 als Herrscher über Tibet ein. Er teilte das Land in Dzongs ein. Changchub Gyaltsen verfasste zudem einen Kodex von 13 Regeln für Prozessordnung und Bestrafung auf der Grundlage der 16 moralischen Verhaltensregeln aus dem siebten Jahrhundert.
Wegen innerer Uneinigkeit Mitte des 15. Jahrhunderts verlor die Phagmo Drupa-Familie ihre Macht an die Rinpung-Familie. Ab 1566 folgten auf die Ringpung-Familie die Könige von Tsang, die 76 Jahre lang Tibet regierten.
Die führenden Mönche wurden zu den ausführenden Organen des entstehenden hierokratischen Systems, der Staats- und Regierungsform Tibets. Von 1642 bis zur Flucht des 14. Dalai Lama im Jahre 1959 stand Tibet unter der Herrschaft der Dalai Lamas.
Der fünfte Dalai Lama erklärte Lhasa zur Hauptstadt Tibets und verkündete, dass die tibetische Regierung fortan "Ganden-Phodrang" heiße, nach dem Namen seines Palastes im Kloster Drepung. Zudem vereinigte er die religiöse als auch die politische Macht in der Person des Dalai Lama. Während vieler Herrschaftsperioden der Dalai Lamas befand sich jedoch die tatsächliche Regierungsmacht in den Händen der Regenten, da die Dalai Lamas häufig noch minderjährig waren.
Mit dem Tod des fünften Dalai Lama im Jahre 1682 brach in Tibet wieder eine Zeit der inneren Unruhen aus, die zur direkten Einflussnahme der chinesischen Mandschu-Kaiser über Tibet führte.
Die ersten Europäer, die in das Land kamen, waren um 1624 portugiesische Mönche.

Tibet im 18. und 19. Jahrhundert

Im Jahre 1717 überfielen die Dzungar-Mongolen Tibet, wurden jedoch von der tibetischen Armee schnell aus Tibet vertrieben.
Aufgrund der Unruhen in Tibet gelang es dem Mandschu-Kaiser K'ang-Hsi in Tibet Fuss zu fassen. Um den Einfluss der Mandschus in Tibet zu sichern, ernannte der Mandschu-Kaiser Yung-Cheng im Jahre 1728 zum ersten Mal zwei zivile Repräsentanten des Kaisers - bekannt als Ambane - mit einer Garnison unter einem Militärkommandanten in Lhasa. Die Aufgabe der beiden Ambane bestand zunächst darin, die tibetische Regierung als Beobachter zu beraten. Mit der Zeit begannen die Mandschus jedoch, ihren Einfluss in der tibetischen Regierung auszubauen. Tibet wurde zu einem Protektorat der Mandschu-Kaiser unter tibetischer Verwaltung.
Angesichts der zunehmend schwächeren Position Chinas als Halbkolonie nach dem ersten Opiumkrieg (1840/1842) vermochten die mongolischen Mandschu-Kaiser in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihre Protektoratspflicht gegenüber Tibet nicht mehr zu erhalten.

20. Jahrhundert bis heute

Die politische Lage Tibets änderte sich im 20. Jahrhundert. Die Regierung Großbritanniens in Indien zeigte um 1850 ein wachsendes Interesse an Tibet. Die isolierte Position Tibets aufgrund von geografischer und religiöser Lage wurde von den Mandschus im 19. Jahrhundert ausgenutzt, indem sie die Herrschaft über Tibet beanspruchten. Außenpolitisch gaben sie vor, China vertrete Tibet in politischen Angelegenheiten. Um den wirklichen Status Tibets feststellen zu können, ersuchte Großbritannien 1878 die Mandschu-Regierung um die Erlaubnis für die Entsendung einer britischen Forschungsexpedition nach Tibet. Die Mandschu-Regierung willigte ein, aber die tibetische Regierung verbot der Expedition das Betreten tibetischen Bodens. 1890 verhandelte Großbritannien mit der Mandschu-Regierung Chinas über die Grenze zwischen Tibet und Sikkim, das damals britisches Protektorat war. Die tibetische Regierung weigerte sich, dieses Abkommen anzuerkennen mit der Begründung, Verträge mit China über Tibet seien nicht verbindlich.
Um mit der tibetischen Regierung Kontakt aufzunehmen, entsandte Großbritannien 1903 eine Militärexpedition nach Tibet. Die britische Armee besiegte die tibetische Armee und marschierte in Lhasa ein. 1904 unterzeichneten Tibet und Großbritannien die so genannte "Lhasa-Konvention von 1904", in der sich Tibet verpflichtete, ohne vorherige Zustimmung der britischen Regierung keine Zugeständnisse territorialer oder politischer Art an ausländische Mächte einzugehen. Diese Konvention zwischen Tibet und Großbritannien ohne Beteiligung der Mandschu-Regierung Chinas bedeutete die Souveränität Tibets. Sie wurde jedoch durch zwei weitere Verträge Großbritanniens, die 1906 mit China und 1907 mit Russland ohne tibetische Beteiligung abgeschlossen wurden, zugunsten einer Anerkennung der chinesischen Souveränität über Tibet revidiert.
Die Mandschu-Regierung nahm 1910 Lhasa durch chinesische Truppen ein, was zur Flucht des 13. Dalai Lama, Thubten Gyatso (1876 - 1933), nach Indien führte. Mit dem Sturz der Mandschu-Dynastie und der Errichtung der chinesischen Republik im Jahre 1912 wandelte sich die politische Situation Tibets jedoch radikal. 1911 vertrieben die Tibeter die chinesischen Soldaten aus Tibet. Damit fiel die Oberherrschaft der Mandschus über Tibet endgültig. 1912 erhob der chinesische Präsident den Anspruch, dass Tibet als chinesische Provinz ein Bestandteil Chinas sei. 

Nach seiner Rückkehr aus dem indischen Exil nach Lhasa verkündete der 13. Dalai Lama im Jahre 1913 die Unabhängigkeit Tibets. 1914 fand die Dreier-Konferenz von Simla zwischen den gleichberechtigten Bevollmächtigten Großbritanniens, Tibets und Chinas statt. Die "Simla Konferenz" war der erste tatsächliche Versuch, die sino-tibetischen Differenzen zu beseitigen und die Grenze Tibets festzulegen. Es konnte jedoch keine konkrete Lösung in dieser Frage erzielt werden. 1918 brach wieder ein Grenzkrieg zwischen Tibet und China aus.
Von 1912 bis 1949/50 war Tibet absolut unabhängig. Gleich nach der Gründung der Volksrepublik China unter der Führung von Mao Tsetung im Jahr 1949 wurde Tibet durch Truppen der Volksbefreiungsarmee jedoch gewaltsam besetzt. Tibet protestierte vergeblich bei den Vereinten Nationen gegen die chinesische Besetzung. Die Aneignung Tibets durch die Volksrepublik China fiel in die Regierungszeit des gegenwärtigen 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso. Um ein Blutbad zu vermeiden, bemühte sich der Dalai Lama vergeblich um eine friedliche Beilegung der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen seinem Volk und den eindringenden chinesischen Truppen.
Ohne Rücksprache mit dem Dalai Lama und der tibetischen Regierung in Lhasa musste 1951 die tibetische Delegation in Peking unter chinesischem Diktat das so genannte "17-Punkte-Abkommen zur friedlichen Befreiung Tibets" unterzeichnen. Dieser ungleiche Vertrag ging von der Voraussetzung aus, dass Tibet ein Teil von China sei. Damit wurde Tibet offiziell von der Volksrepublik China annektiert. Die tibetische Widerstandsbewegung erreichte bei dem offenen Volksaufstand am 10. März 1959 in Lhasa ihren tragischen Höhepunkt. Dabei fanden nach offizieller chinesischer Angabe rund 87.000 Tibeter den Tod. Am 28. März 1959 wurde die tibetische Regierung aufgelöst und das "Vorbereitungskomitee des Autonomen Gebietes Tibet" eingesetzt. Gleichzeitig wurde die tibetische Währung für ungültig erklärt.
Auf Drängen des tibetischen Volkes musste der Dalai Lama am 17. März 1959 die tibetische Hauptstadt unter strikter Geheimhaltung verlassen und nach Indien flüchten. Mehr als 85.000 Tibeter folgten dem Dalai Lama ins Exil. Aus Indien richtete der Dalai Lama mehrmals Hilfegesuche an die Weltöffentlichkeit und an die Vereinten Nationen. Die Internationale Juristenkommission beschuldigte die Volksrepublik China, in Tibet Akte des Völkermordes begangen zu haben mit dem Ziel, die tibetische Bevölkerung als religiöse Gruppe zu eliminieren. Die Vollversammlung der Vereinten Nationen nahm daraufhin im Herbst 1959 eine unverbindliche Resolution an, in der sie das Vorgehen der chinesischen Besatzungsmacht in Tibet verurteilte und die chinesische Regierung aufforderte, die fundamentalen Menschenrechte und das Recht auf Selbstbestimmung des tibetischen Volkes zu respektieren. Diese Resolution brachte jedoch für das tibetische Volk keine Ergebnisse.
Im Jahr 1981 kamen beispielsweise nur ca. 300 Besucher nach Tibet, während es im Jahr 2005 offiziellen Berichten nach bereits ca. 100.000 waren. Und immer noch sind über 80% der Bevölkerung Bauern oder Hirten.
Vor der Olympiade 2008 in Peking kam es in Tibet zu Befreiungs-Aktionen besonders buddhistischer Mönche. China schlug den Aufstand brutal nieder. Es gab dabei weit über 100 Tote und Tausende wurden in Umerziehungslager verbracht. Seitdem ist Tibet für ausländische Besucher gesperrt!






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