Chile: Geschichte
Bis etwa zum Jahr 1540
Chile: Die Torres del Paine © goruma (Dr. Philips)
Der Norden war schon vor 13.000 vor Christus besiedelt. Um 10.000 v.Chr. begann die Besiedelung des Südens. Innerhalb dieses Zeitraumes entwickelte sich die Chincorro-Kultur in Arica. Seit der Zeitrechnung lebten die Bauern in ländlichen Gemeinden. Um 300 nach Christus befand sich der Norden des Landes unter dem Einfluss der Tiahuanaca-Kultur (aus der Region des Titicacasee stammend). Diese Kultur verschwand ungeklärterweise und das Land wurde von den kriegerischen Inkas 1470 unterworfen und ihr Gebiet wurde Teil des riesigen Inka-Reich, das sich vom Hochland Perus und Ecuadors über Südkolumbien bis weit nach Chile hinein erstreckte. Gründer des Reiches war der legendäre Manko Cápac (um 1200-1230), der angeblich seinen Stamm vom Titicacasee nach Cusco führte. Unter Pachacuti Inca Yupanqui (1438-1471) expandierte das Reich. Cuzco wurde Metropole eines modernen Zentralstaates. Die Inka drangen nach Bolivien, Ecuador und Chile vor. Ihr Reich umfasste wahrscheinlich mehr als 12 Millionen Menschen in über einhundert ethnischen Gruppen. Etwa 20.000 Kilometer befestigte Straßen und präzise Steinarchitektur zeugen von beeindruckenden handwerklichen und organisatorischen Leistungen. Der Staatsaufbau war auf den Priesterkönig ausgerichtet, der als Sohn des Sonnengottes angesehen wurde. Unter ihm standen die Priesterkaste und der Adel.
Bis zum Jahr 1818
Diego de Almagro (1475 - 1538) scheiterte mit seiner Expedition 1538 an der Nordküste Chiles.
Pedro de Valdivia (1500 - 1553) eroberte den Norden des Landes und gründete die ersten Städte:
Santiago im Jahre 1541,
La Serena 1544,
Concepcíon 1550, und 1522
Valdivia. 1543 wurde das Vizekönigreich Peru gegründet mit
Lima als Hauptstadt und Chile unterstand dem Königreich bis 1778, im Jahr 1567 erhielt es den Sitz einer
Audienza (Gerichtshof) in Concepcíon. Im Gegensatz zu Peru hatte Chile keine Quelle des Reichtums wie die reichhaltigen Bodenschätze von Gold oder Silber wie in
Potosí (Bolivien) deshalb war es ein der weniger attraktiven Kolonien mit einer funktionierenden Landwirtschaft. Innere Konflikte mit den Ureinwohnern, wie der Aufstand der
Arauka-Indianer (1598), der zu einem stehenden Heer am
Bío-Bío-Fluss führte, bestimmten die Geschichte des Landes. Die
Mapuche-Indianer verhinderten im
Guerra de Arauco , dass die Spanier den Süden des Landes einnahmen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, als sich der Stamm dem chilenischen Militär unterwarf.
Bis zum Jahr 1900
Chile: Nationalpark Torres del Paine © goruma (Dr. Philips)
Der argentinische General
José de San Martín (1778-1850) besiegte die Truppen des spanischen Vizekönigs am 5. April 1818 in der Ebene südlich von Santiago. Chile proklamierte am 12. Februar desselben Jahres die Unabhängigkeit. Erster Präsident wurde
Bernardo O'Higgins. Er wurde gestürzt und ging 1823 ins Exil nach Peru. Der zweite Präsident
Ramón Freire y Serrano wurde von
Francisco Antonio Pinto Díaz 1828 gestürzt. Dieser führte eine liberale Verfassung ein und geriet mit den Parteien der Konservativen in Konflikt. Nach der Schlacht von Lircay am 17. April 1830 stürzte
Diego Portales Palazuelos die Regierung. Portales regierte bis August 1831. Im Jahre 1833 wird eine streng präsidiale Verfassung verschiedet, die Chile eine lange Zeit der Stabilität (1833 - 1891) gewährte. Chile wurde zur ökonomisch stärksten Region in Südamerika und profitierte von der Einwanderung europäischer Siedler. 1836 wurde Peru gezwungen, eine Konföderation mit Bolivien einzugehen. Von 1836-1839 kam es zum Krieg mit Bolivien und Peru, den die Chilenen gewinnen. Die Zwangsvereinigung wurde nach Intervention von
Argentinien und Chile 1839 wieder aufgelöst. Im
Salpeter-Krieg 1879 gegen Peru eroberte Chile die an Rohstoff reichen Provinzen
Arica, Tacna und
Trapacá. Die Provinz Tacna erhielt Peru erst nach einer Volksabstimmung 1929 zurück. Damit hatte Chile quasi ein Weltmonopol auf Salpeterabbau, welches für die Produktion von Schießpulver und landwirtschaftliche Düngemittel unerlässlich war. Eine wirtschaftliche Blütezeit begann.
Bis 1973
In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts vor dem
Ersten Weltkrieg entwickelte besonders die deutsche Industrie Verfahren zur künstlichen Produktion von Salpeter und Chile geriet in eine ernste Wirtschaftskrise von der sich das Land innenpolitisch bis 1964 nicht erholte. Die Militärregierungszeit von
Carlos Ibáñez del Campo (1927-1931 und 1952-1958) stabilisierte die Situation nur kurz. Umfassende Reformen leitete die Regierung von
Eduardo Frei Montalva (1964-1970) ein. Ihr Programm war eine
Teil-Nationalisierung ausländischer Unternehmen im Kupferbergbau, soziale Gerechtigkeit und eine Landreform. Bei Wahlen 1970 siegte das Linksbündnis
Unidad Popular unter
Salvador Allende. Mit einem sozialistischem Programm begann der Sieger der Neuwahl die Verstaatlichung der Industrie und der Banken sowie die Weiterführung der Landreformen. Die
USA verhängten eine Handelsblockade und zufälligerweise verfielen gleichzeitig die Kupferpreise auf dem Weltmarkt. Die
Wirtschaftskrise Chiles verstärkte sich, bis 1973 Allende durch einen
Putsch der Militärs abgelöst wurde, der von Seiten der Vereinigten Staaten unterstützt worden ist. Dabei kam er unter ungeklärten Umständen ums Leben wie auch 3.000 Chilenen mit ihm. Die genaue Zahl der Opfer der Diktatur kann nicht mehr ermittelt werden, sie liegt wahrscheinlich viel höher. Tausende Chilenen verließen in der Folge das Land.
Diktatur und folgende Demokratisierung
Von 1973-1990 dauerte die Diktatur unter dem General
Augusto Pinochet Urgate (1915-2006). Die Verstaatlichungen wurden rückgängig gemacht und die Gewerkschaften verloren ihre Macht. Pinochet holte Wirtschaftsberater nach Chile, die in
Chicago bei
Milton Friedman studiert hatten und eine neoliberale Auffassung vertraten. Privatisierung und Deregulierung sorgten für Kapitalzufluss nach Chile. Allmählich erholte sich die Wirtschaft. Seit Ende der siebziger Jahre erreichte Chiles Wirtschaft überdurchschnittliche Wachstumsraten bei gleich bleibender Armutsquoten. Als sich während der Wirtschaftskrise Ende der achtziger Jahre das Wachstum abschwächte, verlor Pinochet eine Volksabstimmung zur Verlängerung seiner Amtszeit. Er blieb Chef der Streitkräfte bis 1998. Die vorherigen Verfassungsänderungen bestimmten ihn zum Senator auf Lebenszeit mit politischer Immunität.
Nach freien Wahlen im Jahre 1989 wurde der Christdemokrat
Patricio Aylwin Präsident. Danach regierte der Christdemokrat
Eduardo Frei Ruiz-Tagle von 1994 bis 2000. Im Jahre 1999 wurde Pinochet während eines Krankenhausaufenthaltes in
England aufgrund eines spanischen Haftbefehls verhaftet. Mehrere europäische Länder verlangten seine Auslieferung weil Pinochet für die Ermordung und Folterung ihrer Staatsbürger verantwortlich war. Wegen des schlechten Gesundheitszustandes wurde er aber freigelassen und kehrte nach Chile zurück. Von 2000 bis war der Sozialist
Ricardo Lagos Präsident des Landes. Eine seit dem Jahr 2001 eingesetzte Wahrheits- und Versöhnungskommission legte Ende August 2003 ihren Abschlussbericht über die seit 20 Jahren begangenen Menschenrechtsverletzungen vor. Seit dem 11. März 2006 war mit
Michelle Bachlet eine Frau und Sozialistin die neue Präsidentin des Landes. Pinochet verstarb am 10. Dezember 2006. Im Januar 2010 gewann der konservative Politiker
Miguel Juan Sebastián Piñera Echeñique (geb. 1949) die Stichwahl zum Präsidenten mit 52% der Stimmen gegen
Eduardo Frei Ruiz-Tagle. Er trat sein Amt am 11. März 2010 an
Die Nachfolger Pinochets waren:
- Patricio Aylwin Azócar von 1990 bis 1994 von der Christlich-Demokratischen Partei
- Eduardo Frei Ruiz-Tagle von 1994 bis 2000 von der Christlich-Demokratischen Partei
- Ricardo Lagos Escobar von 2000 bis 2006 von der Sozialistischen Partei
- Verónica Michelle Bachelet vom 11. März 2006 bis zum 10. März 2010 von der Sozialistischen Partei
- Miguel Juan Sebastián Piñera Echeñique seit dem 11. März 2010 von der Partei Renovación Nacional (Nationale Erneuerung)
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